Bewertung:

Die Memoiren von Hans Jonas bieten einen aufschlussreichen und faszinierenden Bericht über sein Leben, das mit den wichtigsten historischen und philosophischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts verwoben ist. Das Buch bietet einen persönlichen Blick auf wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten und zeigt Jonas' Reise durch verschiedene Kulturen und geistige Landschaften.
Vorteile:Die Memoiren sind sehr aufschlussreich und bieten eine einzigartige Perspektive auf bedeutende historische Ereignisse und intellektuelle Bewegungen. Der Leser schätzt die faszinierenden Verbindungen, die Jonas mit prominenten Persönlichkeiten hatte, und die philosophische Tiefe, die er einbringt, was das Buch zu einer fesselnden Lektüre macht. Das Buch ist eine wertvolle Quelle für das Verständnis der politischen und intellektuellen Geschichte Deutschlands, Israels und Amerikas aus einer jüdischen Perspektive, und die zusätzlichen Essays und Briefe vertiefen das Verständnis der Philosophie von Jonas.
Nachteile:Einige Leser weisen darauf hin, dass Jonas' Erinnerungen nicht immer ganz sachlich oder zuverlässig sind, da Erinnerungen im Laufe der Zeit angepasst werden können. Es wird auch auf bestimmte faktische Ungenauigkeiten in Bezug auf Beziehungen und Ereignisse hingewiesen, die das Gesamterlebnis des Lesers beeinträchtigen können.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
Memoirs: Hans Jonas
Als Hans Jonas 1993 im Alter von 89 Jahren starb, wurde er von amerikanischen Wissenschaftlern, die sich auf die europäische Philosophie spezialisiert hatten, verehrt, aber sein Denken war noch nicht bei einer breiteren Öffentlichkeit angekommen. In Deutschland hingegen wurde Jonas in den 1980er Jahren, als er bereits achtzig Jahre alt war, zu einer regelrechten intellektuellen Berühmtheit, und zwar dank des durchschlagenden Erfolgs seines 1979 erschienenen Buches Der Imperativ der Verantwortung, einem dichten philosophischen Werk, das sich 200.000 Mal verkaufte.
Der Imperativ der Verantwortung ist heute ein außerordentlich aktuelles Werk, das sich mit der immer größer werdenden Kluft zwischen den enormen technologischen Fähigkeiten der Menschheit und ihrem verringerten moralischen Empfinden befasst. Das Buch wurde so etwas wie ein kulturelles Schibboleth; er selbst wurde ein gefeierter öffentlicher Intellektueller. Für Jonas muss diese Entwicklung sehr erfreulich gewesen sein.
In den 1920er Jahren studierte Jonas Philosophie bei Edmund Husserl und Martin Heidegger an den Universitäten in Marburg und Freiburg, doch die frühen Versuche des Nazi-Regimes, die Universitäten zu arisieren, zwangen Jonas 1933, Deutschland in Richtung London zu verlassen. Er emigrierte 1935 nach Palästina und trat schließlich in die jüdische Brigade der britischen Armee ein, um gegen den Hitlerismus zu kämpfen.
Nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg (an dem er ebenfalls teilnahm) emigrierte er in die Vereinigten Staaten und nahm 1955 eine Stelle an der New School for Social Research in New York an. Er wurde Teil eines Freundeskreises um Hannah Arendt und Heinrich Blücher, zu dem auch Adolph Lowe und Paul Tillich gehörten. Da sich Jonas' Leben über das gesamte zwanzigste Jahrhundert erstreckte, bieten diese Erinnerungen ein nuanciertes Bild des deutschen Judentums während der Weimarer Republik, des deutschen Zionismus, der jüdischen Emigranten in Palästina während der 1930er und 1940er Jahre und der deutsch-jüdischen Migrantenintellektuellen in New York.
Darüber hinaus skizziert Jonas die Entwicklung seines Werks, beginnend mit seinen Studien bei Husserl und Heidegger bis hin zu seinen späteren metaphysischen Spekulationen über "Gott nach Auschwitz". Diese Memoiren, eine Sammlung heterogener, unveröffentlichter Materialien - Tagebücher, Memoiren, Briefe, Interviews und öffentliche Äußerungen - wurden von Christian Wiese gestaltet und geordnet, dessen Nachwort die jüdischen Dimensionen von Jonas' Biographie und Philosophie miteinander verbindet.