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Miniature Metropolis: Literature in an Age of Photography and Film
Im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert boten die sich modernisierenden Metropolen Europas eine sensorische Erfahrung, die mit nichts zuvor vergleichbar war.
Die Städte wurden zu Laboratorien, in denen mit alten und neuen Medien ästhetisch experimentiert wurde, und aus diesem Milieu entstanden Metropolenminiaturen - kurze Prosastücke über die Erfahrungen des städtischen Lebens, die für europäische Zeitungen geschrieben wurden. Miniatur-Metropole erforscht die Geschichte und Theorie dieser bedeutenden, aber verkannten Errungenschaft der literarischen Moderne.
Andreas Huyssen zeigt, wie Schriftsteller von Baudelaire und Kafka bis zu Benjamin, Musil und Adorno die Miniatur schufen, um ihre Reflexionen über Paris, Brüssel, Prag, Wien, Berlin und Los Angeles festzuhalten. Im Wettstreit mit Fotografie und Film als konkurrierenden Medien versuchte die Großstadtminiatur, das Gefühl der Beschleunigung und Verdichtung einzufangen, das die urbane Existenz ausmacht. Doch die Form imitierte nicht nur visuelle Medien - sie absorbierte sie, indem sie objektive und subjektive Wahrnehmungen in der Struktur von Sprache und Text selbst verdichtete und die ästhetische Besonderheit der literarischen Sprache ohne Rückgriff auf visuelle Illustration behauptete.
Huyssen argumentiert, dass die Miniatur die Erwartungen an Transparenz, leichtes Verständnis und Unterhaltung untergräbt, von denen die Zeitungen in Massenauflage abhängig waren. Seine feinkörnige Lektüre eröffnet einen weiten Blick auf die deutsche kritische Theorie und die Geschichte der bildenden Künste und zeigt, dass die großstädtische Miniatur eine der wenigen wirklich innovativen Formen der verräumlichten Schrift ist, die die Moderne hervorgebracht hat.