Bewertung:

Das Buch erforscht das Konzept der „queeren“ Geschichte anhand verschiedener Quellen und Theoretiker und macht es so einem breiteren Publikum als nur Mittelalterforschern zugänglich.
Vorteile:Angenehmer Schreibstil, vielfältige Quellen, interessante Perspektive auf Geschichte und Literatur, geeignet für Nicht-Fachleute.
Nachteile:Könnte für manche Leser zu akademisch sein; die Konzentration auf mittelalterliche Themen könnte nicht jeden ansprechen.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Getting Medieval: Sexualities and Communities, Pre- and Postmodern
In Getting Medieval untersucht Carolyn Dinshaw Gemeinschaften - abtrünnige und orthodoxe - im England des späten vierzehnten und frühen fünfzehnten Jahrhunderts, um ein neues Verständnis von queerer Geschichte zu schaffen. Dinshaw geht über die Mittelalter- und Queer Studies hinaus und zeigt in diesem anspruchsvollen Werk, wie die intellektuelle Erforschung vormoderner Gesellschaften einen unschätzbaren Beitrag zu aktuellen Fragen der Kulturwissenschaften leisten kann. Dabei stellt sie wichtige Verbindungen zwischen vergangenen und gegenwärtigen Kulturen her, die bisher nicht erkannt wurden.
In ihrem Streben nach historischen Analysen, die die Heterogenität und Unbestimmtheit von Geschlecht und Sexualität berücksichtigen, untersucht Dinshaw kanonische mittelenglische Texte wie die Canterbury Tales und The Book of Margery Kempe. Sie untersucht die Polemik um die als Lollards bekannten religiösen Dissidenten sowie Berichte über Prostituierte in London, um der Frage nachzugehen, wie bestimmte sexuelle Praktiken und Identifikationen normalisiert wurden, während andere geächtet waren. Durch die Untersuchung zeitgenössischer (Fehl-)Aneignungen mittelalterlicher Tropen in Texten, die von Quentin Tarantinos Pulp Fiction bis zu den jüngsten Kongressdebatten über die kulturelle Produktion der USA reichen, zeigt Dinshaw, wie solche modernen Medien dazu dienen können, einschränkende heteronormative Werte zu verstärken und die Vielschichtigkeit der Geschichte zu leugnen. Schließlich arbeitet sie mit und gegen die Theorien von Michel Foucault, Homi K. Bhabha, Roland Barthes und John Boswell, um zu zeigen, wie dekonstruktivistische Impulse und historische Perspektiven das Verständnis von Gemeinschaft in vor- und postmodernen Gesellschaften fördern können.
Dieser lange erwartete Band wird für Mittelalter- und Queer-Wissenschaftler unverzichtbar sein und von einem breiteren kulturwissenschaftlichen Publikum begrüßt werden.