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Medieval Misogyny and the Invention of Western Romantic Love
Bislang wurde das Aufkommen der westlichen romantischen Liebe als Befreiung von - oder als Gegenmittel zu - zehn Jahrhunderten der Frauenfeindlichkeit betrachtet. In diesem wichtigen Beitrag zur Geschlechterforschung zeigt R.
Howard Bloch, wie ähnlich sich der allgegenwärtige Antifeminismus des Mittelalters und die romantische Idealisierung der Frau tatsächlich sind. Anhand von Analysen einer Vielzahl patristischer und mittelalterlicher Texte untersucht Bloch die christliche Konstruktion von Geschlecht, in der das Fleisch verweiblicht, das Weibliche ästhetisiert und die Ästhetik theologisch verurteilt wird. Indem er das zugrundeliegende Thema der Jungfräulichkeit von den Kirchenvätern bis zu den höfischen Dichtern verfolgt, stellt Bloch die Kontinuität zwischen dem frühchristlichen Antifeminismus und der im zwölften und dreizehnten Jahrhundert aufkommenden Idealisierung der Frau fest.
Abschließend erläutert er die wahrscheinlichen sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Ursachen für die scheinbare Umkehrung der Begriffe der Frauenfeindlichkeit in die einer idealisierenden Tradition der Liebe, die neben ihrem früheren Avatar bis in die heutige Zeit existiert. Diese verblüffende Studie wird sowohl für Studierende der mittelalterlichen Literatur als auch für Kultur- und Geschlechterhistoriker von großem Wert sein.