
Possibility and Necessity: Volume 2
Possibility and Necessity wurde erstmals 1987 veröffentlicht. Die Minnesota Archive Editions nutzen die digitale Technologie, um lange nicht mehr erhältliche Bücher wieder zugänglich zu machen, und werden in unveränderter Form von den Originalausgaben der University of Minnesota Press veröffentlicht.
Dieses zweibändige Werk - das letzte von Jean Piaget - wurde 1981 und 1983 in Frankreich veröffentlicht und liegt nun zum ersten Mal in englischer Übersetzung vor. Possibility and Necessity spiegelt die Anliegen und Methoden seiner späteren Jahre wider und kombiniert theoretische Interpretationen mit detaillierten Zusammenfassungen der Experimente, die Piaget und seine Kollegen zur Überprüfung ihrer Hypothesen verwendeten.
Band 2 enthält eine Reihe von Experimenten, die dokumentieren, wie Kinder im Alter von vier oder fünf Jahren und im Alter von elf bis dreizehn Jahren ein Verständnis für die Notwendigkeit und ihre Rolle beim Verständnis der Welt um sie herum entwickeln. Die Experimente zeigen, wie Kinder von einer anfänglichen Stufe (im Alter von vier oder fünf Jahren) der Pseudo-Notwendigkeiten, auf der sie die Welt als notwendigerweise so sehen, wie sie zu sein scheint, ohne dass es andere Möglichkeiten gibt, zu einer Zwischenstufe (im Alter von sechs bis zehn Jahren) übergehen, auf der die Pseudo-Notwendigkeiten einer immer reichhaltigeren Palette von Möglichkeiten weichen, und zu einer Endstufe (im Alter von elf bis dreizehn Jahren), auf der Kinder in der Lage sind, aus diesen vielfältigen Möglichkeiten diejenige auszuwählen, die zu allen Daten passt. Dieses Stadium stellt die optimale Ebene des Verständnisses der Realität dar, die das Kind nun als unendlich variabel, aber kohärent und gesetzmäßig betrachtet. Psychologisch gesehen entspricht diese Gesetzmäßigkeit einem Gefühl der Notwendigkeit oder Gewissheit.
Band 2 vervollständigt somit die in Band 1 (Die Rolle der Möglichkeit in der kognitiven Entwicklung) vorgestellte Theorie, indem er zeigt, wie die kognitive Entwicklung einerseits durch einen dialektischen Prozess sich ständig erweiternder Möglichkeiten und andererseits durch zunehmend begrenzende Notwendigkeiten vermittelt wird. Indem er zeigte, wie dieser Prozess in der psychologischen Entwicklung abläuft, und indem er auf Analogien in der Wissenschaftsgeschichte hinwies, gab Piaget seiner genetischen Erkenntnistheorie ihre endgültige und vollendete Form. Die Aneignung von Wissen ist demnach das Ergebnis zweier komplementärer Prozesse: der Bildung von Möglichkeiten und der Erfassung notwendiger Gesetze und Zwänge bei der Konstruktion einer begründeten Darstellung der Außenwelt.