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National Rhythms, African Roots: The Deep History of Latin American Popular Dance
Als John Charles Chasteen erfuhr, dass Sim? n Bol var, der Befreier, zur Feier der lateinamerikanischen Unabhängigkeit im Jahr 1824 auf einer Festtafel tanzte, versuchte er, sich die Szene vorzustellen. Wie, so fragte er sich, tanzte der Befreier? Hüpfte er steif in seiner Paradeuniform? Oder bewegte er seine Hüften? Mit anderen Worten: Wie weit war der Einfluss des afrikanischen Tanzes in den lateinamerikanischen Gesellschaften gediehen? Eine große soziale Kluft trennte Bol var von Menschen afrikanischer Abstammung.
Chasteens Forschung zeigt jedoch, dass die Populärkultur diese Kluft überbrücken konnte.
In diesem rasanten und oft witzigen Buch wird die Geschichte des lateinamerikanischen Volkstanzes vor dem zwanzigsten Jahrhundert untersucht. Chasteen konzentriert sich zunächst auf Havanna, Buenos Aires und Rio de Janeiro, wo um 1900 Tänze mit einer transgressiven engen Umarmung (Vorläufer des heutigen Salsa, Tango und Samba) entstanden. Anschließend geht Chasteen tiefer in die Geschichte ein und deckt die historischen Erfahrungen auf, die den lateinamerikanischen Volkstanz geprägt haben, darunter Karnevalsfeiern, das soziale Leben der Sklaven, europäische Moden und - seltsamerweise - religiöse Prozessionen. Es stellt sich heraus, dass die Beziehung zwischen lateinamerikanischem Tanz und Nationalismus in der Tat sehr tief ist.