
Nationalist Voices in Jordan: The Street and the State
Nach gängiger Auffassung wurde die nationale Identität des jordanischen Staates durch die herrschende Haschemitenfamilie definiert, die das Land seit den 1920er Jahren regiert. Diese Sichtweise übersieht jedoch die bedeutende Rolle, die die "arabische Straße" - in diesem Fall einfache Jordanier und Palästinenser - bei der Definition der nationalen Identität in Jordanien und dem gesamten Fruchtbaren Halbmond gespielt hat und weiterhin spielt.
Wie diese wegweisende Studie deutlich macht, war die "Straße" nicht weniger als der Staat ein wichtiger Akteur im Prozess der Nationenbildung im Nahen Osten während und nach der Kolonialzeit. In diesem Buch untersucht Betty Anderson die Aktivitäten der jordanischen Nationalbewegung (JNM), eines Zusammenschlusses linker politischer Parteien, die sich von den 1920er bis zu den 1950er Jahren für die panarabische Einheit und gegen die Fortführung eines separaten jordanischen Staates einsetzten.
Anhand von Primärquellen wie Memoiren, Interviews, Gedichten, Schulbüchern und Zeitungen sowie Archivunterlagen zeigt sie, wie die Ausweitung des Bildungswesens, neue Arbeitsplätze im öffentlichen und privaten Sektor, Veränderungen in den wirtschaftlichen Beziehungen, die Aufstellung nationaler Streitkräfte und die explosionsartige Zunahme der Medienangebote dazu beitrugen, den einfachen Jordaniern und Palästinensern (die damals der jordanischen Regierung unterstanden) ein alternatives Gefühl der nationalen Identität zu vermitteln. Anderson zeigt überzeugend, dass Schlüsselelemente der panarabischen Vision und Ziele der JNM die haschemitische Elite beeinflussten und letztlich von ihr übernommen wurden, obwohl die Bewegung selbst 1957 politisch besiegt wurde.