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Nietzsche's Conscience
Aaron Ridley erforscht Nietzsches reifes ethisches Denken, wie es in seinem Meisterwerk Über die Genealogie der Sitten zum Ausdruck kommt. Ridley nimmt den Gebrauch, den Nietzsche von menschlichen Typen macht, ernst und gliedert sein Buch thematisch um die sechs Charaktere, die in diesem Werk am stärksten hervortreten - den Sklaven, den Priester, den Philosophen, den Künstler, den Wissenschaftler und den Adligen. Indem er erhellt, was die Genealogie über diese Figuren aussagt, erreicht er eine überzeugende neue Einschätzung von Nietzsches Ethik.
Ridleys intellektuell geschmeidige Interpretation zeigt, dass Nietzsches ethische Position tiefer und interessanter ist, als oft angenommen wird: Das Verhältnis zwischen Nietzsches Ideal des Adligen und dem asketischen oder priesterlichen Gewissen stellt sich beispielsweise nicht als ein krasser Gegensatz dar, sondern als ein reiches Wechselspiel zwischen den Spannungen, die beiden innewohnen. Ebenso zeigt er, dass bestimmte unterschätzte Verwirrungen in Nietzsches Denken viel über die positiven Aspekte der moralischen Vision des Philosophen verraten.
Als einziges Buch, das sich ausschließlich mit der Genealogie befasst, bietet Nietzsches Gewissen eine wohlwollende, aber hartnäckige kritische Lektüre des wichtigsten Werks des Philosophen. In einer klaren und kraftvollen Sprache und mit einem breit angelegten analytischen Ansatz macht Ridleys Kommentar Nietzsches Überlegungen zur Moral besser zugänglich als bisher.