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Orgies of Feeling: Melodrama and the Politics of Freedom
Das Melodrama ist nicht nur ein filmisches oder literarisches Genre, sondern auch ein mächtiger politischer Diskurs, der die nationale Stimmung anheizt, um staatliche Gewalt zu legitimieren. Der melodramatische politische Diskurs, der im nationalen Leiden eine Tugend und im souveränen Handeln ein Heldentum sieht, erklärt Krieg und Überwachung zu moralischen Imperativen, um Schurken auszurotten und die Freiheit zu erhalten.
In Orgies of Feeling stellt Elisabeth R. Anker die politischen Theorien über Souveränität, Freiheit und Macht auf den Kopf, indem sie die Wirkung von Melodrama und Affekt in der zeitgenössischen Politik analysiert. Anker argumentiert, dass das Melodrama das Verlangen nach uneingeschränkter Macht belebt, und untersucht melodramatische Diskurse im Krieg gegen den Terror, in der neoliberalen Politik, in der antikommunistischen Rhetorik, im Hollywood-Film und in der postmarxistischen kritischen Theorie.
Aufbauend auf Friedrich Nietzsches Begriff der "Gefühlsorgien", in denen überwältigende Emotionen alltägliche Erfahrungen von Verletzlichkeit und Ohnmacht in eine dramatische Geschichte von verletzter Freiheit verdrängen, behauptet Anker, dass der jüngste Aufschwung des Melodrams in den Vereinigten Staaten ein Anzeichen für die Unzufriedenheit der Öffentlichkeit ist. Doch die Unzufriedenheit, die das Melodrama widerspiegelt, ist letztlich ein Ausdruck der Unfähigkeit der Öffentlichkeit, die systemische Ausbeutung und Ungleichheit zu überwinden, und nicht eine alarmistische Reaktion auf überzogene Bedrohungen der Nation.