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Pierre Boulez: Organised Delirium
Erforschung der emotionalen und kulturellen Einflüsse auf Pierre Boulez' frühe Werke sowie der Rolle, die der Surrealismus und die französische Kultur der 1930er und 40er Jahre bei der Gestaltung seiner radikalen neuen musikalischen Konzepte spielten.
Das Schaffen von Pierre Boulez (1925-2016) wurde bisher meist aus einer analytischen Perspektive im Kontext des Serialismus untersucht. Boulez wird zwar oft als intellektueller Komponist abgestempelt, doch sein Interesse an Strukturen koexistierte mit extremer viszeraler Energie. Dieses Buch stellt das Gleichgewicht wieder her und betont das fiebrige kulturelle Umfeld des Paris der 1940er Jahre und die emotionale Seite seiner frühen Werke.
Insbesondere der Surrealismus hatte einen Einfluss auf die prägenden Jahre von Boulez, der bisher noch nicht ausreichend erforscht wurde. Es gibt faszinierende Verbindungen zwischen der französischen Musik und dem Surrealismus der 1930er und 40er Jahre, die in einem kulturellen Kontext entstehen, in dem Surrealismus, Ethnographie und die entstehende Disziplin der Ethnomusikologie eng miteinander verbunden sind. Potter verortet den jungen Boulez in diesem Umfeld. Als aufstrebender Musiker erforschte er radikale neue musikalische Konzepte an der Seite von Künstlerkollegen wie Yvette Grimaud, Serge Nigg und Yvonne Loriod, mit denen er auftrat und Ideen austauschte.
Dieses Buch argumentiert, dass Autoren, die mit dem Surrealismus in Verbindung gebracht werden, insbesondere Ren Char, aber auch Antonin Artaud und André Breton, für Boulez' musikalische Entwicklung entscheidend waren. Es verbessert unser Verständnis seines Werks, indem es es mit bedeutenden Trends in der zeitgenössischen französischen Kultur in Verbindung bringt und die Boulez-Studien von der detaillierten musikalischen Analyse auf eine breitere und emotionalere Reaktion auf sein Werk ausrichtet.