
Prophecies of Language: The Confusion of Tongues in German Romanticism
Die Szenen von Babel und Pfingsten, die ursprüngliche Verwirrung der Sprachen und ihre Erlösung durch Übersetzung, verfolgen die deutsche Romantik und den Idealismus. Dieses Buch beginnt damit, die Art und Weise zurückzuverfolgen, in der die Aufgabe der Übersetzung, die für das romantische Schreiben so entscheidend ist, immer wieder mit der Prophetie verknüpft wird, nicht im Sinne der Vorhersage zukünftiger Ereignisse, sondern im Sinne des Sprechens an der Stelle eines anderen - meist ohne Wissen des Sprechers selbst. In der prophetischen Rede wiederholt sich die Verwirrung der Zungen, jedes Mal aufs Neue, da die Sprache unvorhersehbar in mehr als einer Stimme und mehr als einer Sprache gleichzeitig stattfindet.
Mendicino argumentiert, dass die von den deutschen Romantikern hergestellte Beziehung zwischen Übersetzung und Prophetie die Art und Weise, wie wir uns diesem sogenannten "Zeitalter der Übersetzung" nähern müssen, grundlegend verändert. Während die wichtigsten Studien über diese Epoche von der Opposition zwischen dem Vertrauten und dem Fremden ausgingen, schlägt Mendicino vor, dass das romantische Schreiben die Fragen provoziert: Wie könnte man eine Sprache lesen, die nicht eine ist? Und was hätte eine solche polyvokale, polyglotte Sprache über die Philologie zu sagen - sowohl für die Romantiker, deren Übersetzungsprojekte aufs Engste mit ihren philologischen Anliegen verbunden sind, als auch für uns?
In Prophezeiungen der Sprache wird diesen Fragen durch die Lektüre wichtiger Texte von G. W. F. Hegel, Wilhelm von Humboldt, Friedrich Schlegel und Friedrich H lderlin nachgegangen. Diese Lektüren zeigen, wie diese Texte, wenn man die Voraussetzung von Werken hinterfragt, die von einzelnen Autoren in einer Sprache verfasst wurden, mehr offenbaren, als eine monogame Lektüre erbringt, nämlich das "Plus" ihrer sprachlichen Pluralität. Aus diesem Überschuss heraus plädiert jedes Kapitel für eine Philologie, die in und durch die Hinwendung zur Sprache weder deren Einheit noch deren Struktur als selbstverständlich voraussetzt, sondern sich von ihr zutiefst berühren, ansprechen - und behelligen - lässt.