Rassenhygiene: Medizin unter den Nazis (überarbeitet)

Bewertung:   (4,3 von 5)

Rassenhygiene: Medizin unter den Nazis (überarbeitet) (N. Proctor Robert)

Leserbewertungen

Zusammenfassung:

Das Buch bietet eine detaillierte Untersuchung der Eugenik-Politik des Dritten Reiches und deren Beitrag zum Holocaust. Es beleuchtet die Rolle der Medizin und wissenschaftlicher Ideologien bei der Förderung der Gräueltaten der Nazis und präsentiert eine gut recherchierte Erzählung, die abstrakte Theorien zugunsten konkreter Beispiele vermeidet. Obwohl einige Passagen emotional herausfordernd sein können, ist es eine wichtige Lektüre für das Verständnis dieses dunklen Kapitels der Geschichte.

Vorteile:

Gut recherchiert und dokumentiert, konzentriert sich auf Beispiele statt auf Theorien, bietet aufschlussreiche Einblicke in die Rolle der Medizin in der nationalsozialistischen Politik, zugänglicher und informativer Schreibstil, öffnet dem Leser die Augen für die Komplexität der historischen Ereignisse und vermeidet recycelte Meinungen durch Zitate aus der deutschen Originalliteratur.

Nachteile:

Einige Passagen sind möglicherweise emotional schwierig zu lesen, ein Rezensent beschrieb sie als lehrbuchartig geschrieben, und sie könnten von manchen Lesern als kontrovers oder beleidigend empfunden werden.

(basierend auf 14 Leserbewertungen)

Originaltitel:

Racial Hygiene: Medicine Under the Nazis (Revised)

Inhalt des Buches:

Wissenschaftler, die sich mit der Geschichte der Wissenschaft im Nationalsozialismus befassen, haben sich im Allgemeinen auf die Zerstörung der Wissenschaft durch die Nationalsozialisten oder die Korrumpierung der intellektuellen und liberalen Werte konzentriert. Die Rassenhygiene konzentriert sich darauf, wie Wissenschaftler selbst an der Gestaltung der nationalsozialistischen Rassenpolitik beteiligt waren. Robert Proctor zeigt, dass das gängige Bild einer passiven, zur Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten gezwungenen Wissenschaft an der Realität vorbeigeht - nämlich dass viele der politischen Initiativen der Nationalsozialisten aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft kamen und dass Mediziner aktiv Schlüsselelemente der nationalsozialistischen Politik entwarfen und umsetzten.

Das Buch ist die bisher umfassendste Darstellung der Beteiligung deutscher Mediziner an den Sterilisations- und Kastrationsgesetzen, den Gesetzen zum Verbot der Eheschließung zwischen Juden und Nicht-Juden und dem massiven Programm zur Vernichtung "lebensunwerten Lebens". Die Studie zeichnet nach, wie Ärzte versuchten, das "Judenproblem" als "medizinisches Problem" zu begreifen, und wie in medizinischen Fachzeitschriften offen über die Notwendigkeit diskutiert wurde, eine "Endlösung" für Deutschlands jüdische und zigeunerische "Probleme" zu finden.

Proctor macht uns darauf aufmerksam, dass dieses Denken nicht nur in Deutschland verbreitet war. Der Sozialdarwinismus des späten neunzehnten Jahrhunderts in Amerika und Europa führte zu Theorien der Rassenhygiene, die von Enthusiasten verschiedener Nationalitäten in der Hoffnung übernommen wurden, eine bessere, gesündere und stärkere Ethnie zu züchten. Proctor berichtet auch über die "organische" Gesundheitsbewegung, die unter den Nazis aufblühte, einschließlich Kampagnen zur Einschränkung des Rauchens und Trinkens und Bemühungen, Bäckereien zur Herstellung von Vollkornbrot zu verpflichten. Ein eigenes Kapitel ist der Entstehung einer Widerstandsbewegung unter den Ärzten in der Vereinigung der sozialistischen Ärzte gewidmet. Das Buch basiert auf einer genauen Analyse zeitgenössischer Dokumente, darunter deutsche Staatsarchive und mehr als zweihundert medizinische Fachzeitschriften, die in dieser Zeit veröffentlicht wurden.

Proctor hat sich vorgenommen, nicht nur eine Geschichte zu erzählen, sondern auch zum Nachdenken darüber anzuregen, was man als "politische Philosophie der Wissenschaft" bezeichnen könnte - wie Bewegungen, die die Politik von Nationen prägen, auch die Struktur und die Prioritäten der Wissenschaft beeinflussen können. Die weitreichenden Implikationen dieses Buches machen es nicht nur für Historiker, Mediziner und Menschen, die sich mit Wissenschaftsgeschichte und -philosophie befassen, von Bedeutung, sondern auch für diejenigen, die sich für Wissenschaftspolitik und medizinische Ethik interessieren.

Weitere Daten des Buches:

ISBN:9780674745780
Autor:
Verlag:
Einband:Taschenbuch
Erscheinungsjahr:1990
Seitenzahl:464

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