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Ruffians, Yakuza, Nationalists: The Violent Politics of Modern Japan, 1860-1960
Gewalt und Demokratie scheinen grundsätzlich unvereinbar zu sein, aber die beiden sind oft eng und untrennbar miteinander verbunden gewesen. In Ruffians, Yakuza, Nationalists argumentiert Eiko Maruko Siniawer, dass Gewalt seit den Anfängen des japanischen Demokratieexperiments in die Praxis der modernen japanischen Politik eingebettet ist.
Sobald das Parlament 1890 seine Pforten öffnete, wurden Schlägereien, Faustkämpfe, Vandalismus, Drohungen und Einschüchterungen schnell zu einem festen Bestandteil der japanischen Politik, von Kampagnen und Wahlen bis hin zu Parlamentsdebatten. Der größte Teil dieser physischen Gewalt wurde von dem ausgeübt, was Siniawer als Gewaltspezialisten bezeichnet: Raufbolde und Yakuza. Ihre systematische und anhaltende politische Gewalt - auf der Straße, in den Parlamentssälen, bei Volksprotesten und in Arbeitskämpfen - beeinträchtigte letztlich die Parteipolitik in Japan und trug zum Aufstieg des Militarismus in den 1930er Jahren bei.
Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg veranschaulicht Siniawer, wie die Japaner Geld gegenüber Gewalt als politisches Mittel der Wahl bevorzugten. Diese Änderung der Taktik signalisierte einen politischen Wandel, aber nicht unbedingt eine Entwicklung, da Korruption und Bestechung in mancher Hinsicht heimtückischer, ausgrenzender und undemokratischer waren als Gewalt. Siniawer zeigt, dass die politische Praxis in Japan gefährlich, chaotisch und weitaus gewalttätiger war als bisher angenommen. Auch die Kriminalität ist politischer geworden.
Im Laufe des Buches macht Siniawer deutlich, dass bestimmte Yakuza-Gruppen ideologischer Natur waren, im Gegensatz zu dem gängigen Verständnis des organisierten Verbrechens als unideologisch. Ruffians, Yakuza, Nationalists ist eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der die Rolle der Gewalt bei der Bildung moderner Nationalstaaten und ihren Platz in demokratischen und faschistischen Bewegungen verstehen will.