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Voyage to India
Die Reise nach Indien ist die Geschichte von Bloom, unserem Helden, auf seinem Weg von Lissabon nach Indien in einer Zeit, die ganz und gar nicht heldenhaft ist. Die Galeonen sind verschwunden, Gott ist verschwunden, ebenso die Schwerter der Haudegen und die sakrale Gewissheit.
Wo ist in einer solchen Zeit die Weisheit zu finden? Bloom - immer bedächtig, immer langatmig - lässt sich Zeit auf dem Weg nach Indien, macht erst in London, dann in Paris und anderswo in Europa Halt, schließt Freundschaften, trifft auf Feinde, erzählt seine Lebensgeschichte, offenbart die Gründe für seine Flucht aus Lissabon und seine vagen Hoffnungen und nagenden Ängste über das, was er in Indien finden könnte. Oder in sich selbst.
Es ist eine melancholische Reiseroute, ein Versuch, zu lernen und zu vergessen. Wie unser Erzähler unumwunden erklärt: „Das Leben geht weiter und ist monströs.“ In Anlehnung an die Lusiaden, das portugiesische Epos von Luis de Cam es aus dem sechzehnten Jahrhundert über die Erkundung der Seefahrt und das seemännische Können, ist Tavares' Gedicht eine Art feierliches Requiem, eine Untersuchung der menschlichen Psyche in einer Welt, in der der technologische Fortschritt unsere Fähigkeit (oder unseren Wunsch), ihn zu theoretisieren, übersteigt, in der die Suche nach Weisheit aufgegeben wurde und in der sich alte imperialistische Träume als postkolonialer Albtraum entpuppt haben.