
Richard Flury: The Life and Music of a Swiss Romantic
Der spätromantische Komponist Richard Flury (1896-1967) wurde in Biberist geboren, einem kleinen Ort außerhalb der Barockstadt Solothurn in der Nordschweiz. Er besuchte die Schule in Solothurn, unterrichtete später dort, dirigierte das dortige Orchester und ließ seine Opern und Ballette am örtlichen Theater von dessen semiprofessionellem Ensemble aufführen.
Doch Flury war mehr als nur ein weiterer konservativer Komponist, der in der Provinz festsaß. Zu seinen Lehrern gehörten Ernst Kurth und Joseph Marx aus Wien, und seine Musik wurde von Dirigenten wie Felix Weingartner und Hermann Scherchen und Star-Instrumentalisten wie Wilhelm Backhaus und Georg Kulenkampff aufgeführt. Seine erste Oper wurde von einem ehemaligen Schüler von Berg und Schönberg dirigiert, der zu seinem treuen Fürsprecher wurde, und während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Flury eng mit mehreren jüdischen emigrierten Schriftstellern und Musikern aus Deutschland und der Tschechoslowakei zusammen.
In seiner Musik der frühen 1930er Jahre wurde der Einfluss von Berg und Hindemith deutlich, als Flury sich in der Moderne und der freien Tonalität versuchte, bevor er zu einer traditionelleren Haltung zurückkehrte; aber er war auch ein feiner Melodiker, der es liebte, Wiener Walzer und Violinminiaturen nach der Art von Kreisler zu schreiben. Sowohl in seiner Ästhetik als auch in seiner Karriere ist Flury ein faszinierender Fall eines Mannes, der sich ständig zwischen Zentrum und Peripherie bewegt - und dabei sehr gute Musik komponiert hat. Das Buch enthält eine CD mit 23 Titeln von Flurys Musik.
CHRIS WALTON lehrt Musikgeschichte an der Hochschule für Musik in Basel, Schweiz. Er ist der Autor von Othmar Schoeck: Life and Works (2009) und Richard Wagner's Zurich: Die Muse des Ortes (2007).