Bewertung:

Das Buch bietet eine detaillierte Untersuchung von Wagners Zeit in Zürich und enthüllt übersehene Fakten über seine Beziehungen und Einflüsse, insbesondere in Bezug auf Mathilde Wesendonck. Es stellt gängige Auffassungen in Frage und bietet neue Einblicke in Wagners Leben und Werk.
Vorteile:Das Buch bietet eine Fundgrube an obskuren Fakten über Wagner, eine detaillierte und originelle Perspektive auf seine Zeit in Zürich und neue Einblicke in seine Beziehung zu Mathilde Wesendonck, die herkömmliche Annahmen in Frage stellen. Der Leser schätzt die umfangreichen Recherchen und das Bemühen des Autors, weniger bekannte Aspekte von Wagners Leben aufzudecken.
Nachteile:Einige Leser werden vielleicht nicht mit den Meinungen des Autors übereinstimmen, und es könnte der Eindruck entstehen, dass die Interpretation von Wagners Beziehungen und Einflüssen einseitig ist.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Richard Wagner's Zurich: The Muse of Place
Eine Untersuchung des beträchtlichen Einflusses von Wagners Aufenthalt in Zürich von 1849 bis 1858 - ein Zeitraum, der von der Wissenschaft oft vernachlässigt wird - auf seine Karriere.
Als sich das Dresdner Volk im Mai 1849 gegen seinen König erhob, wurde Richard Wagner über Nacht vom königlichen Kapellmeister zum republikanischen Revolutionär. Er setzte alles aufs Spiel, doch der Aufstand scheiterte und er verlor alles. Nun wurde er in Deutschland gesucht und floh nach Zürich. Jahre später schrieb er, die Stadt sei "ohne jede öffentliche Kunstform" und voller "einfacher Leute, die nichts von meiner Arbeit als Künstler wussten". Aber das war gelogen: Zürich verfügte über die wohl weltweit größte Konzentration radikaler Intellektueller und eine lebendige Musikszene. Wagner wurde mit offenen Armen aufgenommen. Dieses Buch untersucht Wagners Einfluss auf das Musikleben der Stadt und den Einfluss der Stadt auf ihn. Mathilde Wesendonck erscheint nicht als passive Muse Wagners, sondern als selbstbewusste Frau, die die geschlechtlichen Erwartungen zu ihrem Vorteil nutzte. 1858 musste Wagner aus Zürich fliehen, nachdem er erneut alles aufs Spiel gesetzt - diesmal auf Mathilde - und erneut verloren hatte. Aber in Zürich schrieb Wagner seine wichtigsten theoretischen Werke, komponierte Das Rheingold, Die Walküre und Teile von Siegfried und Tristan und Isolde, plante erstmals den Parsifal, veranstaltete das erste Festival seiner Musik und konzipierte ein Theater zur Aufführung seiner eigenen Werke.
Hätte Wagner 1849 die Freiheit gehabt, sich eine Stadt auszusuchen, in der er unter Gleichgesinnten und ähnlich Begabten eine höhere intellektuelle Anregung hätte finden können, so wäre er an einen besseren Ort gekommen.
Chris Walton lehrt Musikgeschichte an der Musikhochschule Basel in der Schweiz. Er ist Träger des Max-Geilinger-Preises 2010, mit dem beispielhafte Beiträge zu den literarischen und kulturellen Beziehungen zwischen der Schweiz und der englischsprachigen Welt ausgezeichnet werden.