
Silence and Freedom
„Sie haben das Recht zu schweigen“. Diese Worte aus der berühmten Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in der Rechtssache Miranda gegen Arizona haben die öffentliche Meinung stark beeinflusst. Aber was für ein seltsames Recht ist das. Warum wird von allen besonders schützenswerten Aktivitäten, die uns als menschliche Wesen definieren, das menschliche Potenzial fördern und den menschlichen Ehrgeiz symbolisieren, das Schweigen privilegiert?
Dieses nachdenkliche und bilderstürmerische Buch argumentiert, dass Schweigen ein Ausdruck von Freiheit sein kann. Ein trotziges Schweigen zeugt von Entschlossenheit, Mut und Willen. Märtyrer aus einer Vielzahl von Glaubenstraditionen haben lieber ihr Leben aufgegeben, als ihrem Gott zu entsagen. Während der Vietnam-Ära weigerten sich Tausende von anonymen Wehrdienstverweigerern, den militärischen Eid abzulegen, der die Voraussetzung für die Teilnahme an einem ihrer Meinung nach unmoralischen Krieg war. Dieses Schweigen spricht zu uns. Sie sind ein Ausdruck von Verbundenheit, Engagement und Bedeutung.
Diese Verbindung zwischen Schweigen und Freiheit zeigt sich in einer Vielzahl unterschiedlicher Kontexte, die Seidman einzeln untersucht, darunter Schweigen und Entschuldigung, Schweigen und Selbstbelastung, Schweigen und Verhör, Schweigen und Folter sowie Schweigen und Tod. Bei der Erörterung des Problems der Entschuldigung argumentiert der Autor beispielsweise, dass die Entschuldigung zwar eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Illusion menschlicher Verbundenheit spielt, dass aber das Recht, sich nicht zu entschuldigen, ebenso wichtig ist. Auch das Verbot der Folter, das seit den Ereignissen in Guantanamo und Abu Ghraib in der nationalen Debatte eine wichtige Rolle spielt, lässt sich am besten als Recht auf Schweigen verstehen, das für die Wahrung der Unterscheidung zwischen Geist und Körper, von der die menschliche Freiheit abhängt, unerlässlich ist.