Bewertung:
Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 5 Stimmen.
Being in Flux: A Post-Anthropocentric Ontology of the Self
Die Wirklichkeit existiert unabhängig von menschlichen Beobachtern, aber gilt das auch für ihre Struktur? Realistische Ontologien gehen in der Regel davon aus: Ihnen zufolge besteht die Welt aus Objekten, diese haben Eigenschaften und treten in Beziehungen zueinander, mehr oder weniger so, wie wir es gewohnt sind, sie uns vorzustellen.
Im Gegensatz dazu entwickelt Rein Raud eine radikale Prozessontologie, die keinem Standpunkt, keiner Skala oder Geschwindigkeit des Seins, keinem Bereich von kognitiven Fähigkeiten das Privileg zugesteht, zu beurteilen, wie die Welt "wirklich" ist. Was wir als Objekte betrachten, wird in seinen Augen zu Feldern konstitutiver Spannungen umgedeutet, zu Querschnitten von Prozessen, die nie vollständig im Gleichgewicht sind, aber immer danach streben und sich entsprechend neu konfigurieren. Auch das menschliche Selbst wird als ein fluktuierendes Feld verstanden, das nicht auf den Geist beschränkt ist, sondern über den ganzen Körper verteilt ist und in die Umwelt hineinreicht, wobei verschiedene Bestandteile des Prozesses ständig um die Kontrolle ringen.
Die Notwendigkeit einer solchen Prozessphilosophie wurde schon oft geäußert, aber nur selten wurde versucht, sie auf systematische und rigorose Weise zu entwickeln, die zu originellen Darstellungen von Identität, Kontinuität, Zeit, Veränderung, Kausalität, Handlungsfähigkeit und anderen Themen führt. In seinem neuen Buch setzt sich Raud mit einem ungewöhnlich breiten Spektrum philosophischer Schulen und Debatten auseinander, vom Neuen Materialismus und der objektorientierten Ontologie bis zur phänomenologischen und analytischen Philosophie des Geistes, von der feministischen Wissenschaftsphilosophie bis zur Neurophilosophie und Sozialontologie.
Being in Flux ist von Interesse für Studierende und Wissenschaftler der Philosophie und der Geisteswissenschaften im Allgemeinen sowie für alle, die sich für die aktuellen Debatten über Realismus, Materialismus und Ontologie interessieren.
