Bewertung:

Dominic Johnsons Buch untersucht das Zusammenspiel von Humangenetik, Selbstüberschätzung und internationalen Konflikten und vertritt die These, dass evolutionäre Merkmale zur Kriegsführung und zum Scheitern der Außenpolitik beitragen. Es bietet aufschlussreiche Analysen historischer Konflikte in einem klaren und ansprechenden Schreibstil.
Vorteile:⬤ Bahnbrechende Synthese von genetischer Evolution und Politikwissenschaft.
⬤ Hervorragende Zusammenfassungen der wichtigsten Kriege und Konflikte, oft besser als dedizierte Geschichtsbücher.
⬤ Klarer, prägnanter und fesselnder Schreibstil ohne Wichtigtuerei.
⬤ Aufschlussreiche Fallstudien und ein theoretischer Rahmen, der die Rolle der Selbstüberschätzung in der Kriegsführung erklärt.
⬤ Das Buch kann die öffentliche Unterstützung für außenpolitische Entscheidungen, die zu Katastrophen führen, übergehen.
⬤ Einige Leser, vor allem aus rechtsgerichteten Perspektiven, könnten mit den nuancierten Ansichten des Autors über historische Figuren unzufrieden sein.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
Overconfidence and War: The Havoc and Glory of Positive Illusions
Gegner ziehen selten in den Krieg, ohne zu glauben, dass sie gewinnen können - und eine Seite muss sich eindeutig irren. Dieses Rätsel ist der Kern des so genannten "Kriegsrätsels": Rationale Staaten sollten sich über ihre Machtunterschiede einig sein und deshalb nicht kämpfen. Doch wie Dominic Johnson in Overconfidence and War argumentiert, sind Staaten nicht rationaler als Menschen, die anfällig sind für übertriebene Vorstellungen von ihrer eigenen Tugend, ihrer Fähigkeit, Ereignisse zu kontrollieren, und der Zukunft. Durch die Untersuchung dieser Voreingenommenheit - der so genannten "positiven Illusionen" -, wie sie in der Evolutionsbiologie, der Psychologie und der Politik internationaler Konflikte zum Tragen kommt, bietet dieses Buch überzeugende Einblicke in die Gründe, warum Staaten Krieg führen.
Johnson zeichnet die Auswirkungen positiver Illusionen auf vier Wendepunkte in der Geschichte des 20. Jahrhunderts nach: zwei, die in einen Krieg mündeten (Erster Weltkrieg und Vietnam), und zwei, die es nicht taten (Münchener Krise und Kuba-Krise). Bei der Untersuchung der beiden Kriege zeigt er, wie positive Illusionen in die Politik eingedrungen sind und die Staats- und Regierungschefs dazu veranlasst haben, sich selbst zu überschätzen und ihre Gegner zu unterschätzen - und auf Gewalt zurückzugreifen, um einen Konflikt trotz unangemessener Chancen beizulegen. Anhand der Münchner und der kubanischen Raketenkrise zeigt er, wie die Verringerung positiver Illusionen es den Führern ermöglichen kann, friedliche Lösungen zu verfolgen.
Die menschliche Tendenz zur Selbstüberschätzung mag im Laufe unserer Evolutionsgeschichte von der natürlichen Auslese begünstigt worden sein, weil sie Vorteile mit sich brachte - die Steigerung der Kampffähigkeit oder die Verbesserung der eigenen Fähigkeit, einen Gegner zu bluffen. Doch wie dieses Buch zeigt - und wie der jüngste Konflikt im Irak beweist - sind die Folgen dieses evolutionären Erbes in der modernen Welt potenziell tödlich.