
Sentimental Figures of Empire in Eighteenth-Century Britain and France
In dieser ehrgeizigen und originellen Studie untersucht Lynn Festa, wie und warum die sentimentale Fiktion zu einer der wichtigsten Darstellungsformen der britischen und französischen Beziehungen zu den Kolonialvölkern im achtzehnten Jahrhundert wurde. Anhand von Romanen, Gedichten, Reiseerzählungen, Handelshandbüchern und philosophischen Schriften zeigt Festa, wie Sentimentalität im Zeitalter des Empires gemeinschaftliche und persönliche Identitätsbehauptungen prägte.
Liest man sentimentale Texte isoliert, können sie eine einfache Geschichte über die Entstehung des modernen psychologischen Selbst erzählen. Im Zusammenhang mit dem Imperium lädt die Sentimentalität jedoch zu psychologischen und kulturellen Lesarten der Begegnung zwischen dem Selbst und dem Anderen ein. Sentimentale Texte, so Festa, ermöglichten es den Lesern, starke imaginäre Beziehungen zu weit entfernten Menschen aufzubauen. Doch diese emotionalen Bindungen bedrohten gleichzeitig die Grenzen zwischen dem Selbst und dem Anderen, dem Zivilisierten und dem Wilden, dem Kolonisator und dem Kolonisierten. Festa argumentiert, dass sentimentale Tropen und Figuren es den Lesern ermöglichten, mit anderen mitzufühlen und gleichzeitig die Besonderheit des individuellen Selbst zu bewahren. Die sentimentale Identifikation wirkte somit als eine Form der Differenzierung und der Konsolidierung.
Festa behauptet, dass die globale Reichweite in dieser Epoche zunehmend die Vorstellungskraft überstieg. Sentimentalität wurde zu einem wichtigen Instrument für Autoren, die über das Imperium schrieben. Sie ermöglichte es, Eroberung als Handel darzustellen und Szenen von Gewalt und Ausbeutung in Darstellungen von Wohlwollen und Mitleid zu verwandeln. Vor allem aber nutzten sentimentale Texte Emotionen als eine wichtige Form der sozialen und kulturellen Unterscheidung, da die Zuschreibung von Empfindungen und Gefühlen dazu beitrug, zu definieren, wer als Mensch anerkannt werden würde.