Bewertung:

Laurie Marhoefers „Sex and the Weimar Republic“ (Sex und die Weimarer Republik) bietet eine revidierte Perspektive auf die Weimarer Zeit, die sie als funktionierende Demokratie hervorhebt, die bedeutende sexuelle und politische Reformen förderte. Das Buch untersucht die Komplexität des LGBTQ+-Aktivismus, der liberalen Presse, der Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und der nuancierten „Weimarer Regelung“ in Bezug auf die Sexualpolitik. Während es in erster Linie die Rechte der männlichen Homosexuellen beleuchtet, umfasst es verschiedene Aspekte der Sexualpolitik und zeigt sowohl die Freiheiten als auch die Repressionen, die die Bürger in dieser Zeit erlebten.
Vorteile:Das Buch ist gut dokumentiert, gegliedert und lesbar, mit umfangreichem Primärquellenmaterial, das der Analyse Tiefe verleiht. Marhoefer präsentiert klare Argumente, die durch eine solide Analyse gestützt werden, und stellt überzeugende Verbindungen zwischen den Reformen und ihrem historischen Kontext her. Die Diskussion über die liberale Presse und die öffentliche Gesundheit kommt besonders gut an, und das Buch regt den Leser zum Nachdenken an.
Nachteile:Gelegentlich schweift der Autor in einzelne Geschichten ab, die das zentrale Argument auflockern könnten. Es gibt auch eine kleine Lücke in Bezug auf das politisch-sexuelle Klima in den europäischen Nachbarländern, was den Leser neugierig macht auf die breitere gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTQ+-Personen in Kontexten außerhalb Deutschlands.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
Sex and the Weimar Republic: German Homosexual Emancipation and the Rise of the Nazis
Die sexuellen Freiheiten der Weimarer Republik sind legendär: Sie waren frei, zügellos oder einfach nur liberal. Die Republik, in der die erste Schwulenrechtsbewegung der Welt entstand, verkörperte eine progressive, säkulare Vision sexueller Befreiung. Verewigt - wenn auch auf irreführende Weise - in Christopher Isherwoods Berliner Geschichten und dem Musical Cabaret, sind die Weimarer Freiheiten zu einem Prüfstein für die Politik der sexuellen Emanzipation geworden.
Doch wie Laurie Marhoefer in Sex und Weimarer Republik zeigt, wurden diese sexuellen Freiheiten nur auf Kosten einer Minderheit errungen, die als sexuell unangepasst galt. Im Weimarer Deutschland ging das Recht der Bürger auf sexuelle Freiheit mit der Pflicht einher, die Sexualität privat, nicht kommerziell und respektabel zu halten.
Sex und die Weimarer Republik untersucht den Aufstieg der sexuellen Toleranz anhand der Debatten, die sich um „unmoralische“ Sexualität rankten: Obszönität, männliche Homosexualität, Lesbianismus, Transgender-Identität, heterosexuelle Promiskuität und Prostitution. Sie verfolgt die Sexualpolitik eines Teils der Weimarer Gesellschaft, vom Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld bis zum Nazi-Sturmtruppler Ernst R hm. Marhoefers Beobachtungen, die den Zusammenhang zwischen Toleranz und Regulierung aufzeigen, sind auch heute noch für die Sexualpolitik relevant.