
Somnambulistic Lucidity; The Sleepwalker in the Works of Gustav Meyrink
Gustav Meyrink (1868-1932), der vor allem als Autor des Buches Der Golem (1915) bekannt ist, experimentierte mit dem Okkulten in einer Zeit, in der es viele okkulte Experimente gab. Als Sucher nach esoterischer Wahrheit praktizierte und schrieb er über Elemente der westlichen Esoterik - alternative religiöse Bewegungen, die Methoden zur Erschließung geheimer spiritueller Weisheiten verfolgten und das Zeitalter mitbestimmten.
Dabei entwickelte Meyrink seine eigenen Theorien der Erlösung, in denen Yoga als Mittel zur Öffnung der Tür zu übernatürlichen und paranormalen Erfahrungen diente. Auf diese Weise veranschaulicht sein Leben wie auch seine Fiktion die Liminalität, die Existenz am Rande der Gesellschaft. Das zentrale Symbol dieser Grenzerfahrung ist der Somnambule: eine Figur, die zwischen materiellen und spirituellen Bewusstseinszuständen existiert, Zugang zu beiden hat und doch zu keinem von beiden gehört.
In seinem Werk gibt es Figuren, die in Trance fallen, die die Grenzen zwischen "wacher" und "metaphysischer" Welt durchwandern, die Zugang zu geheimen Wahrheiten erlangen und die Erlösung durch eine unio mystica erfahren. Meyrink hat also viel über das kulturelle Klima des Fin de Si cle zu sagen, indem er die Jahrhundertwende als eine Zeit betrachtet, die von der Suche nach Gewissheit geprägt ist, und indem er die westliche Esoterik als eine bedeutsame Bewegung der Zeit verortet, indem sie Meyrink an der Peripherie sozialer und spiritueller Sphären verortet und den Schlafwandler als eine zentrale Figur der Epoche wie auch in Meyrinks Werk identifiziert, spiegelt diese Studie Meyrinks eigene Versuche wider, in der Ambiguität des Somnambulismus Klarheit zu finden.