
Statelessness: On Almost Not Existing
Eine bahnbrechende neue Genealogie der Staatenlosigkeit
So wie der moderne Staat und die mit ihm verbundene Staatsbürgerschaft gemeinhin als eine europäische Erfindung angesehen werden, so ist auch die Negation der Staatsbürgerschaft in Form von Diaspora und Staatenlosigkeit im zwanzigsten Jahrhundert. Jahrhunderts. Die Staatenlosigkeit legt eine neue Genealogie vor, die besagt, dass Europa zum ersten Mal mit massenhafter Staatenlosigkeit konfrontiert wurde, und zwar weder innerhalb seiner eigenen Grenzen noch im zwanzigsten Jahrhundert, wie Hannah Arendt so einflussreich behauptete, sondern außerhalb seiner selbst - in der Neuen Welt, mehrere hundert Jahre zuvor.
Anhand der Lektüre politischer Philosophen von Hobbes über Rousseau bis Kant zeigt Tony C. Brown, dass Staatenlosigkeit schon früh zu einem zentralen Problem des politischen Denkens wurde, das weitreichende Auswirkungen auf das Denken über den Staat und das Menschsein hatte. Was die Europäer bei den "Wilden" Amerikas zu sehen glaubten, war ein Leben ohne politische Ordnung, ein Leben, das weniger als menschlich war. Da den Staatenlosen fast alles fehlte, was diejenigen, die als eindeutig menschlich galten, erreicht hatten, lebten sie in einer radikal prekären, fast unmenschlichen Entbehrung.
Und doch warf diese Existenz auch die beunruhigende Möglichkeit auf, dass eine staatliche Existenz vielleicht nicht unvermeidlich, notwendig oder gar ideal ist. Wie Brown zeigt, führt diese Möglichkeit zu der ebenso defensiven wie aggressiven Reaktion, die wir als politische Philosophie der Aufklärung bezeichnen und die wohl auch heute noch einen Großteil des Denkens über Staatenlosigkeit bestimmt, einschließlich unserer Diskurse über Migranten und indigene Völker.