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Tetsumi Kudo: Cultivation
Das unheimlich vorausschauende Werk eines fast vergessenen japanischen Künstlers, dessen Skulpturen aus den 1960er und 70er Jahren die heutigen ökologischen Ängste vorwegnehmen
Die Betrachtung des Werks des japanischen Künstlers Tetsumi Kudo (1935-90) im 21. Jahrhundert ruft auf mehreren Ebenen ein Gefühl des Unheimlichen hervor: Seine grotesk schönen Skulpturen scheinen mit ihren Darstellungen des ökologischen Verfalls die heutigen Umweltprobleme vorwegzunehmen. Der in Osaka geborene Kudo wurde 1945 von den Folgen der Atombombe schwer getroffen. Dieses Trauma, das durch die allgegenwärtige Atmosphäre der Zerstörung im Vietnamkrieg noch verstärkt wurde, führte zu einer konsequenten Fokussierung auf Dystopie und Zersetzung in seinem Werk.
Kudos fluoreszierende Vogelkäfige und Schwarzlichtterrarien sind mit einer Auswahl an Skulpturen und Fundstücken ausgestattet: geschmolzene Plastikblumen, bunte phallische Chrysalien und zerstückelte Körperteile aus Harz vermitteln eine ausgesprochen moderne Angst vor unserer maroden Welt. Kudos Arbeiten wollen nicht über die Krise hinwegtrösten, sondern fordern den Betrachter auf, darüber nachzudenken, wie wir in einer Welt überleben können, die wir selbst durch Umweltverschmutzung und Konsumismus ruiniert haben.
Da das Werk des Künstlers einen Höhepunkt an Aktualität erreicht, präsentiert dieser Band eine konzentrierte Auswahl von Kudos Arbeiten aus den 1960er und 1970er Jahren, die ein Nachkriegsbewusstsein für die Auswirkungen der Atombombe auf die Reproduktion und die Umwelt zeigen.