
Tetsumi Kudo: Retrospective
Von der ökologischen Apokalyptik zum neuen materialistischen Posthumanismus: die vorausschauende Skulptur eines einflussreichen japanischen Neo-Dadaisten Über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten, von Mitte der 1950er bis Ende der 1980er Jahre, schuf der japanische Künstler Tetsumi Kudo (1935-90) ein konsistentes Werk, das einen bedeutenden Vorgeschmack auf das gibt, was heute als Posthumanismus und neuer Materialismus bekannt ist.
Seine farbigen Neonverschmutzungen, schlaffen Penisse, zerfetzten Hautlappen und in Kokons gehüllten, einsamen Körperteile bringen die humanistische Selbstgewissheit zum Einsturz. Was wie Gift oder chemische Verwüstung aussieht, ist in Wirklichkeit ein Appell, die Metamorphose als einen immerwährenden Zustand des Seins zu verstehen.
Diese Sensibilität ist in der postnuklearen japanischen Kultur besonders deutlich, wo die Zerstörung durch die Bomben jede Facette des Lebens durchdringt und die Zerbrechlichkeit unserer organischen Körper deutlich macht. Der Katalog versammelt Beiträge von Künstlern und Theoretikern und dokumentiert Kudos Werk mit Tafeln und Archivbildern sowie mit Ausstellungsansichten seiner Retrospektive im Fridericianum 2016.