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On the Nature of Things: De Rerum Natura
Titus Lucretius Carus(ca. 99-55 v. Chr.) war ein römischer Dichter und ein Anhänger der epikureischen Tradition. Sein Hauptwerk, De rerum natura ("Über die Natur der Dinge"), gilt als Meisterwerk der antiken Dichtung. Es handelt sich um ein didaktisches Gedicht, das auch einen umfassenden Überblick über die Philosophie Epikurs bietet - die angebliche Struktur des Universums, die Entstehung und Entwicklung der Welt, die Entwicklung des Lebens und der Zivilisation sowie das Schicksal der Menschheit in dieser Welt, die durch Zufall und Notwendigkeit im blinden Tanz der Atome entstanden ist. Die Welt des Epikur braucht weder einen göttlichen Schöpfer noch ein göttliches Eingreifen. Lukrez argumentiert, dass die Götter existieren, aber dass sie nichts mit unserer Welt oder der Menschheit zu tun haben. Die Philosophie ist praktisch atheistisch, und als solche wurde sie im Mittelalter unterdrückt.
Von Epikurs eigener Hand haben nur wenige Fragmente und Briefe das Mittelalter überlebt. Daher war es ein großes Ereignis, als der Humanist Poggio Bracciolini 1417 in einem deutschen Kloster das vergessene Gedicht des Lukrez entdeckte. Für die Philosophen und intellektuellen Erneuerer der Renaissance gab es plötzlich ein originelles und ausgeklügeltes System als Alternative zu der im scholastischen Europa gelehrten Naturphilosophie von Platon und Aristoteles. De rerum natura" war so etwas wie eine Bibel für die wissenschaftliche Revolution. Die Idee der Atome, des unendlichen Universums und der Pluralität der Welten sowie die Tatsache, dass jedem Naturphänomen eine mechanische Ursache und Wirkung zugrunde liegt - all dies wurde hier zum Ausdruck gebracht. Auch Galileis Bewegungsgesetze stecken in dem Gedicht noch in den Kinderschuhen; Epikur und Lukrez wussten schon Jahrhunderte vor Christus, dass ein Gegenstand, der sich in Bewegung befindet, sich ewig weiterbewegt, wenn nicht etwas dazwischenkommt, und dass ein schwerer Gegenstand nicht schneller fällt als ein leichter.
De rerum natura gilt als ein ziemlich unverfälschtes Bild der epikureischen Philosophie, da die Unterschiede im Vergleich zu Epikurs eigenen Fragmenten und Briefen unbedeutend sind. Es wird hier in einer klassischen Übersetzung des amerikanischen Dichters William Ellery Leonard (1876-1944) aus dem Jahr 1916 veröffentlicht.