
(Sur)rendering
Mario Mart n Gij ns (Sur)rendering ist eine Abfolge kurzer passagerer Lyrik, die eine verlorene und wiedergefundene Liebe beschreibt. Das klingt nach nichts Neuem in der Geschichte der Poesie, aber der Dichter lässt uns durch einen komplexen Prozess der sprachlichen Neuschöpfung in seine Geschichte eintauchen: Neuschöpfung im Sinne von Neuerfindung und Neuschöpfung auch als Spiel, oder Verspieltheit.
Eduardo Moga erklärt seine Methode: „Die Poesie von Mario Mart n Gij n zeichnet sich durch eine morphologische Promiskuität aus, die aus einem intensiven Bewusstsein für die Experimentierfreudigkeit der Sprache entsteht. Wörter werden in den Händen des Dichters zu lexikalischem Lehm oder zu artikulierten Gebilden, in die andere Wörter hineingeschoben werden können. Worte zerbrechen, lösen sich, zerbröckeln auf dem Blatt wie Sand.
Sie sind wie verstreute Teile eines Mosaiks, die zu einem neuen Puzzle zusammengesetzt werden. Dies geschieht durch das Einfügen von Klammern um die Buchstaben, durch Schrägstriche, die eine Auswahl zwischen Buchstaben ermöglichen, durch Bindestriche, die Silben trennen oder verbinden, durch Suffixe oder Präfixe, die gleichermaßen zu den sie umgebenden Wörtern gehören.
Das vervielfacht die Möglichkeiten, wie ein Satz gelesen werden kann, vervielfacht seine möglichen gleichzeitigen Bedeutungen“. So gelingt es dem Dichter, in einem einzigen Vers mit der Erinnerung an Vergnügen und gegenwärtiges Leid, mit Freude und Schmerz zu jonglieren: (pre/es/ab)sence.Mehrdeutigkeit strebt nach Synchronizität, die Sprache der Liebe wird so widersprüchlich wie die Liebe selbst.