Bewertung:

Das Buch „Why Socrates Died“ von Robin Waterfield untersucht die politischen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge rund um den Prozess und die Hinrichtung von Sokrates im antiken Athen und bietet eine nuancierte Darstellung der Ereignisse, die zu seinem Tod führten. Während viele Leser die Tiefe der historischen Details und die fesselnde Erzählung zu schätzen wissen, äußern einige ihre Enttäuschung über den begrenzten Fokus auf Sokrates selbst.
Vorteile:Das Buch wird für seine umfangreichen Recherchen, die klare Prosa und die ausgefeilte Wissenschaftlichkeit gelobt. Die Leser finden die Erforschung der athenischen Politik, der Geschichte um Sokrates und der Bedeutung von Figuren wie Alkibiades fesselnd. Viele schätzen den fesselnden Schreibstil, der komplexe historische Zusammenhänge zugänglich und unterhaltsam macht, sowie die gründliche Untersuchung der Gründe für die Hinrichtung von Sokrates.
Nachteile:Einige Rezensenten sind enttäuscht, dass der Schwerpunkt des Buches auf der athenischen Politik und nicht auf Sokrates selbst liegt, und sind der Meinung, dass das Buch zu sehr vom Titelthema abweicht. Einige sind der Ansicht, dass sich die Erzählung wiederholt oder es ihr an einem kohärenten Schwerpunkt fehlt. Es wird auch bemängelt, dass das Buch zu viele Details zu Themen enthält, die nicht direkt mit Sokrates zu tun haben, was dazu führt, dass man das Gefühl hat, sich vom Hauptthema zu entfernen.
(basierend auf 19 Leserbewertungen)
Why Socrates Died: Dispelling the Myths
Der Prozess und der Tod von Sokrates sind ein ikonischer Moment der westlichen Zivilisation. Im Jahr 399 v. Chr. stand der große Philosoph vor einem Athener Geschworenengericht wegen schwerer Anschuldigungen: Gotteslästerung und "Verführung der jungen Männer der Stadt". Das Bild, das wir davon haben - geschaffen von seinen unmittelbaren Nachfolgern, Platon und Xenophon, und seither in zahllosen Werken der Literatur und Kunst verewigt - ist das eines edlen Mannes, der seine Lippen an den giftigen Schierlingsbecher legt und in einem Anfall von Torheit von einer antiken athenischen Demokratie zum Tode verurteilt wird, die bereits um ihr eigenes Leben kämpft. Aber eine Ikone, ein Bild, ist nicht die Realität, und die Zeit hat so viele der Fakten in eine historische Fabel verwandelt.
Im Bewusstsein dieser Mythen hat Robin Waterfield die tatsächlichen griechischen Quellen untersucht und präsentiert hier einen neuen Sokrates, in dem er die Legende von dem Mann selbst trennt. Wie Waterfield erzählt, reichten die Anschuldigungen der Pietätlosigkeit und der Verderbnis der Jugend Athens bereits für ein Todesurteil, aber die Ankläger warfen ihm noch mehr vor. Sie behaupteten, Sokrates sei nicht nur ein Atheist und der Guru einer seltsamen Sekte gewesen, sondern auch ein Elitist, der sich mit politisch unerwünschten Personen umgeben und die Verantwortlichen für die Niederlage im Peloponnesischen Krieg betreut habe. Ihre Behauptungen waren nicht unbegründet, denn Platon und Xenophon, die zu den engsten Weggefährten des Sokrates gehörten, hatten ihn als Schüler vergöttert, während Alkibiades, der falkenhafte und notorisch eigennützige General, Athen an den Rand einer militärischen Katastrophe gebracht hatte. Wie Waterfield in einer fesselnden historischen Erzählung einfühlsam zeigt, war an diesen Vorwürfen aus athenischer Sicht tatsächlich viel Wahres dran.
Der Prozess war zum Teil eine Reaktion auf unruhige Zeiten - Athen wurde von einem katastrophalen Krieg erschüttert und erlebte turbulente soziale Veränderungen - und die Gefährten des Sokrates waren leider direkte Repräsentanten dieser Unruhen. Ihre Worte und Taten, die mit Bedacht gesichtet und in den richtigen Kontext gestellt werden, dienen nicht nur dazu, Sokrates als historische Figur aus Fleisch und Blut darzustellen, sondern bieten auch ein gutes Objektiv, durch das sowohl der Prozess als auch die allgemeine Geschichte dieser Zeit erforscht werden können.
Letztlich erlaubt uns das Studium dieser Ereignisse und Hauptfiguren, endlich den Schleier abzulegen, der uns so lange den Blick auf den wahren Sokrates verwehrt hat. Why Socrates Died ist ein erhellender, maßgeblicher Bericht nicht nur über eine der wichtigsten Epochen der westlichen Zivilisation, sondern auch über eine ihrer wichtigsten Persönlichkeiten.