Bewertung:

Michael Polanyis „Wissenschaft, Glaube und Gesellschaft“ ist eine tiefgründige Erforschung der Wissenschaftsphilosophie, die sich mit dem Zusammenspiel von Gewissen, Intuition und der Notwendigkeit von Freiheit im wissenschaftlichen Streben befasst. Als Antwort auf die Herausforderungen totalitärer Regime plädiert Polanyi für eine humanistischere Sichtweise der Wissenschaft, indem er ihre kreativen Aspekte und die Bedeutung von Gemeinschaft und Tradition bei der Suche nach der Wahrheit hervorhebt.
Vorteile:Das Buch bietet tiefe Einblicke in den wissenschaftlichen Prozess, stellt die Vorstellung von Wissenschaft als rein objektiv in Frage und betont die Rolle von Intuition und Kreativität. Polanyis Autorität als Wissenschaftler und sein einnehmender Schreibstil tragen zur Wirkung des Buches bei. Das Werk ist zeitgemäß und relevant und dient als Kritik an der zeitgenössischen Einstellung zur Wissenschaft, die ihre menschlichen Elemente vernachlässigt.
Nachteile:Manche Leser könnten Teile der Philosophie veraltet oder zu abstrakt finden. Die Fokussierung auf die spirituelle Dimension der Wissenschaft mag nicht bei allen Lesern Anklang finden, und es könnte der Eindruck entstehen, dass Polanyis Ansichten nicht vollständig mit den konträren Perspektiven in der Wissenschaftsphilosophie übereinstimmen, die seit seiner Zeit entstanden sind.
(basierend auf 6 Leserbewertungen)
Science, Faith and Society
Wissenschaft, Glaube und Gesellschaft ist ein origineller und herausfordernder Beitrag zur Wissenschaftsphilosophie, da er sich mit der Wissenschaft als einem im Wesentlichen menschlichen Unternehmen beschäftigt.
Bei seinem Erscheinen im Jahr 1946 wurde das Buch schnell zum Mittelpunkt einer Kontroverse. Polanyi will zeigen, dass Wissenschaft als eine Gemeinschaft von Forschern verstanden werden muss, die durch einen gemeinsamen Glauben zusammengehalten wird; Wissenschaft, so argumentiert er, ist nicht die Anwendung „wissenschaftlicher Methoden“, sondern besteht vielmehr in einer Disziplin, die sich die Wissenschaftler selbst auferlegen, um eine objektive, unpersönliche Wahrheit zu entdecken.
Dass eine solche Wahrheit existiert und gefunden werden kann, ist Teil des Glaubens der Wissenschaftler. Polanyi behauptet, dass sowohl Autoritarismus als auch Skeptizismus, die diesen Glauben angreifen, die Wissenschaft selbst angreifen.