Bewertung:

Das Buch „Refuge“ von Paul Collier und Alexander Betts kritisiert das aktuelle internationale Flüchtlingsregime und bietet pragmatische Lösungen für eine Reform. Es ist fesselnd, gut geschrieben und regt zum Nachdenken an, so dass es sich sowohl für akademische Zwecke als auch für allgemein an der Flüchtlingsthematik interessierte Leser eignet. Die Autoren plädieren für eine veränderte Wahrnehmung von Flüchtlingen, indem sie sie als Teil einer Entwicklungsherausforderung und nicht als rein humanitäre Herausforderung betrachten.
Vorteile:Fesselnder und wunderbar anschaulicher Schreibstil.
Nachteile:Bietet aufschlussreiche und pragmatische Lösungen für die Flüchtlingsproblematik.
(basierend auf 13 Leserbewertungen)
Refuge: Rethinking Refugee Policy in a Changing World
Die weltweiten Flüchtlingszahlen haben den höchsten Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erreicht, aber das System, das auf einer humanitären Liste von vermeintlichen „Grundbedürfnissen“ basiert, hat sich kaum verändert. In Refuge argumentieren Paul Collier und Alexander Betts, dass das System keine umfassende Lösung für das grundlegende Problem bietet, nämlich wie Vertriebene wieder in die Gesellschaft integriert werden können.
Westliche Länder liefern Lebensmittel, Kleidung und Unterkünfte an Flüchtlingslager, aber diese Einrichtungen, die sich in der Regel in abgelegenen Grenzgebieten befinden, können die Situation noch verschlimmern. Die Zahlen sind eindeutig: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in einem Flüchtlingslager beträgt weltweit 17 Jahre. Hinzu kommt die Syrienkrise, die zahllose Familien vor eine unmögliche Wahl gestellt hat: sich in der gefährlichen Trostlosigkeit der Städte zusammenzudrängen, in heruntergekommenen Lagern zu verrotten oder über das Mittelmeer zu zunehmend unwillkommenen Regierungen zu fliehen.
Refuge versucht, der Flüchtlingspolitik wieder ein moralisches Ziel und Klarheit zu verleihen. Anstatt von einer unbegrenzten Abhängigkeit auszugehen, schlagen Collier - Autor von The Bottom Billion - und sein Oxford-Kollege Betts einen humanitären Ansatz vor, der mit einer neuen wirtschaftlichen Agenda verknüpft ist, die mit Arbeitsplätzen beginnt, die Autonomie wiederherstellt und die Fähigkeit der Menschen wiederherstellt, sich selbst und ihren Gesellschaften zu helfen.
Das Buch kommt zur rechten Zeit und ist dringend notwendig. Es geht über das Anprangern von Verzweiflungsszenen hinaus, um zu verkünden, was so viele Menschen, politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit gleichermaßen, unbedingt hören wollen: dass eine langfristige Lösung wirklich in Reichweite ist.