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In Defense of Christian Hungary
In dieser wichtigen historischen Darstellung der Rolle, die die Religion bei der Definition des politischen Lebens einer modernen nationalen Gesellschaft spielte, zeigt Paul A. Hanebrink, wie ungarische Nationalisten Ungarn - eine liberale Gesellschaft im 19. Jahrhundert - nach dem Ersten Weltkrieg zu einer streng "christlichen" Nation umdefinierten. Auf der Grundlage beeindruckender Archivrecherchen deckt Hanebrink auf, wie politische und religiöse Führer forderten, dass "christliche Werte" das öffentliche Leben beeinflussen sollten, und gleichzeitig darauf bestanden, dass die Religion niemals auf den Status eines einfachen nationalistischen Symbols reduziert werden sollte.
In Defense of Christian Hungary wird auch die Entstehung der Idee untersucht, dass ein zerstörerischer "jüdischer Geist" der nationale Feind sei. Indem er die historische Erforschung des Antisemitismus mit neueren Überlegungen zu Religion und Nationalismus verbindet, geht Hanebrink auf eine wichtige Frage in der mitteleuropäischen Geschichtsschreibung ein: wie Nationen, die vor dem Ersten Weltkrieg Juden gegenüber aufgeschlossen waren, in der Zwischenkriegszeit zu rabiaten Antisemiten wurden. Hanebrink zeichnet das entscheidende und komplexe Vermächtnis der Rolle der Religion bei der Gestaltung einer ausgrenzenden antisemitischen Politik in Ungarn nach und verfolgt den Prozess von seinen Ursprüngen in den 1890er Jahren bis zum Holocaust und darüber hinaus.
Im weiteren Sinne befasst sich In Defense of Christian Hungary mit der Beziehung zwischen antisemitischen Äußerungen und antisemitischer Gewalt sowie zwischen Religion und Rassenpolitik, die in der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa sehr umstritten sind. Das ungarische Beispiel zeigt auf erschreckende Weise, wie religiöser Nationalismus selbst in einer pluralistischen und toleranten Zivilgesellschaft Fuß fassen kann.