
African Popular Culture and Emancipatory Politics: Amlcar Cabral (1972), Ernest Wamba dia Wamba (2003)
Das derzeitige Fehlen einer emanzipatorischen Vision für Afrika ist der Kern unserer politischen Probleme der rassischen kapitalistischen und kolonialen Unterdrückung. Jeder Versuch, die politische Emanzipation auf dem afrikanischen Kontinent neu zu überdenken, muss in der Lage sein, eine universelle Vorstellung von Freiheit in den einzigartigen kulturellen Erfahrungen der Menschen zu verorten. Ungeachtet der spezifischen Art und Weise, in der solche Freiheitskämpfe in verschiedenen historischen Kontexten gedacht wurden, wies emanzipatorische Politik immer eine solche Dialektik auf, wenn sie in den Volkstraditionen verankert war. Doch nur einige militante intellektuelle Führer verstanden die Bedeutung dieser Dialektik im Denken.
Im vorliegenden Band werden zwei besonders wichtige Ansichten über die Rolle und Bedeutung der Populärkultur in der emanzipatorischen Politik in Afrika dargelegt und diskutiert. Beide sind das Produkt unterschiedlicher Formen kolonialer kapitalistischer Ausbeutung: Die erste erblickte im kolonialen Kontext das Licht der Welt, während die zweite direkt mit dem neokolonialen Staat konfrontiert ist. Alle emanzipatorischen Politiken entwickeln sich in Konfrontation mit der Staatsmacht, und alle beginnen mit einem Prozess der Diskussion und Debatte, in dem sich ein kollektives Subjekt zu bilden beginnt. Die Herausbildung eines solchen kollektiven politischen Subjekts wurde grundlegend von den Volkskulturen auf dem afrikanischen Kontinent geprägt.
Die beiden Autoren, deren Aufsätze hier enthalten sind, haben dies verstanden und stellen die Populärkultur in den Mittelpunkt ihrer Politik. Der erste, Amilcar Cabral, befasst sich mit der zentralen Rolle der Populärkultur im Unabhängigkeitskampf von Guinea-Bissau in den 1970er Jahren; der zweite, Ernest Wamba-dia-Wamba, mit der zentralen Bedeutung der afrikanischen Populärkultur für eine emanzipatorische Politik in der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Trotz der zeitlichen Distanz, die sie trennt, entwickeln sowohl Cabral als auch Wamba-dia-Wamba eine Dialektik im Kern ihrer Politik, die die Universalien der Kultur in der Gegenwart aktiviert. Dies macht ihre Ansichten für das emanzipatorische Denken von heute von zentraler Bedeutung.