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Seducing Augustine: Bodies, Desires, Confessions
Die Bekenntnisse des Augustinus sind ein Text, der verführt. Aber wie oft reagieren seine Leser darauf? Drei Wissenschaftler, die sich seit langem mit Sexualität und dem christlichen Diskurs befassen, versuchen, genau das zu tun. Während frühere Interpreten dazu neigten, Augustins Ansichten entweder zu verteidigen oder zu kritisieren, machen sich Virginia Burrus, Mark Jordan und Karmen MacKendrick auf den Weg, um sowohl zu verführen als auch von seinem Text verführt zu werden.
Ihre oft ambivalenten, aber immer leidenschaftlich engagierten Lektüren der Bekenntnisse konzentrieren sich auf vier miteinander verflochtene Themenkomplexe - Geheimhaltung und Beichte, Askese und Erotik, Zwang und Freiheit sowie Zeit und Ewigkeit. Anstatt die sexuelle Geschichte des Augustinus aufzudecken, untersuchen sie, wie die Bekenntnisse das Erotische mit dem Verborgenen, dem Imaginären und dem Fiktiven verbinden. Anstatt die Repressivität seines Textes zu beklagen, decken sie die komplexe Beziehung zwischen verführerischem Fleisch und überzeugenden Worten auf, die alle seine Bücher durchdringt. Anstatt sich zu bemühen, der Kontrolle des Autors zu entkommen, umarmen sie das schmerzhafte Vergnügen der gewollten Unterwerfung, das nicht nur im erotischen Herzen der Bekenntnisse, sondern auch in Augustins allgemeinem Verständnis von Sünde und Erlösung liegt. Anstatt die schicksalhafte Jenseitigkeit seiner theologischen Vision zu beklagen.
Vision zu beklagen, loten sie die bodenlosen Tiefen der Schönheit aus, die Augustinus in der Schöpfung entdeckt und damit das Begehren gerade durch die Verweigerung der Befriedigung erweitert.
Bei der Entfaltung ihrer Lektüre stützen sich die Autoren auf andere Werke in Augustins Korpus und bauen gleichzeitig auf früheren augustinischen Forschungen in ihren eigenen, sich überschneidenden Bereichen der Geschichte, Theologie und Philosophie auf.
Sie gehen auch weit über die konventionellen Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen hinaus und unterhalten sich mit so unterschiedlichen Theoretikern der Erotik wie Barthes, Baudrillard, Klossowski, Foucault und Harpham. Am Ende bieten sie nicht nur eine neue Interpretation von Augustinus' berühmtem Werk, sondern auch eine vielstimmige literarisch-philosophische Meditation über die verführerische Flüchtigkeit von Begehren, Körper, Sprache und Gott.