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Book of Mutter
Ein fragmentarischer, lyrischer Essay über Erinnerung, Identität, Trauer und die Mutter.
Durch das Schreiben versuche ich, mich selbst zu reparieren, indem ich frühere Selbste, Sätze wieder zusammennähe. Wenn ich mutig genug bin, bin ich nie mutig genug, den Wandteppich meines Lebens, meiner Kindheit, zu entwirren.
-- aus Buch der Mutter.
Das über dreizehn Jahre hinweg entstandene Buch Book of Mutter von Kate Zambreno ist eine zärtliche und beunruhigende Meditation über die Fähigkeit des Schreibens, der Fotografie und der Erinnerung, Schatten zu umarmen, während man sich in den Qualen - und der Totenruhe - der Trauer befindet. Book of Mutter ist sowohl ursprünglich als auch plastisch, geformt durch den suchenden, indexikalischen Impuls der Autorin, die Familienapokryphen nach dem Tod ihrer Mutter zu inventarisieren. Der Text entwickelt sich zu einer gebrochenen Anatomie der Melancholie, die kritische Reflexionen über Roland Barthes, Louise Bourgeois, Henry Darger, Theresa Hak Kyung Cha, Peter Handke und andere enthält. Zambreno hat die formlose Form des Buches den Cells-Skulpturen von Bourgeois nachempfunden, die zugleich die Flüchtigkeit von Autobiografie, Schmerz und Kindheit kanalisieren und von einem feierlichen Gefühl des Eintritts in einen rituellen oder sakralen Raum umschlossen sind.
Book of Mutter ist weder Memoiren, noch Essay, noch Lyrik, sondern ein nicht kategorisierbarer Text, der sich eines Repertoires von Genres bedient, um in und gegen das Schweigen zu schreiben. Es ist ein gespenstischer Text, ein akkumulatives Archiv von Mythen und Erinnerungen, das sein eigenes Verderben sucht, angetrieben von den gekreuzten Wünschen, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen und zu exorzieren. Zambreno webt ein komplexes Geflecht aus Assoziationen, Relikten und Verweisen und erhebt das prosaische Sammelalbum zu einem seltsamen und intimen postmortalen/postmodernen Theater.