Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 11 Stimmen.
The Lyric Now
Seit mehr als einem Jahrhundert folgen amerikanische Dichter dem Sirenengesang von Ezra Pounds "make it new" und beanspruchen das nächste Gedicht für sich, weil das letzte angeblich veraltet ist. Doch große Gedichte proben immer wieder ihre eigene Gegenwart, sie laden den Leser in ein Wissen ein, das sich jedes Mal, wenn wir sie lesen oder wieder lesen, neu erschließt.
Sie erschaffen den gegenwärtigen Moment, während wir ihn betreten, und ihre Sprache stützt sich auf die lange Geschichte der Lyrik, während sie gleichzeitig das Gefühl einer noch nie dagewesenen Erfahrung erzeugt. Im Titel des Buches des Dichters und Kritikers James Longenbach erfüllt das Wort "jetzt" eine doppelte Funktion: Es verweist sowohl auf das lyrische Gefühl der Gegenwart als auch auf die Behauptung der Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, die im Gefolge der Moderne ihre Gedichte schufen.
Longenbach untersucht die Fruchtbarkeit der poetischen Wiederholung und Unentschlossenheit, der Benennung und Umbenennung sowie der sich entwickelnden Suche nach Neuem in der Konstruktion, der Geschichte und dem Leben der Lyrik. Anhand der Werke von dreizehn Dichtern, von Marianne Moore und T.
S. Eliot über George Oppen und Jorie Graham bis hin zu Carl Phillips und Sally Keith, sowie von mehreren Musikern, darunter Virgil Thomson und Patti Smith, zeigt er, wie Unmittelbarkeit durch Sprache konstruiert wird.
Longenbach geht auch auf das Leben und die Zeit dieser Dichter ein, wobei er Syntax und Diktion der Poesie unter die Lupe nimmt, und bietet einen originellen Blick auf die Bekanntheit von Texten.