
The Material Unconscious: American Amusement, Stephen Crane, and the Economics of Play
In den Ephemera des Alltags - alten Fotografien, Zirkusplakaten, eisernem Spielzeug - liegt eine Herausforderung für das dominante kulturelle Gedächtnis Amerikas. Was dieses Gedächtnis hinterlassen hat, findet Bill Brown im "materiellen Unbewussten" von Stephen Cranes Werk wieder, in den textlichen Überresten alltäglicher Empfindungen, die sich zu einer neuen Geschichte der amerikanischen 1890er Jahre zusammenfügen. In Cranes desavouierender Aneignung einer aufkommenden Massenkultur - von Football-Spielen und Freakshows bis hin zu Achterbahnen und dem frühen Kino - zeigt sich das Jahrzehnt als ein unterbelichteter Moment in der Genealogie von Modernismus und Moderne.
Browns Geschichte beginnt an der Küste von Jersey, in Asbury Park, wo Crane im Schatten seines Vaters, eines grimmig ernsten methodistischen Pfarrers, der die populären Vergnügungen, die sein Sohn verehrte, verunglimpfte, zum Schriftsteller wurde. Die Küstenorte wurden zum Schauplatz von Debatten über Technologie, über die Sichtbarkeit des Körpers, über eine schwarze Dienstleistungsklasse und den neuen Massenzugang zur Freizeit. Von dieser Momentaufnahme einer Freizeitszene, die Cranes sensationellen Modernismus weiterhin inspirieren sollte, führt uns Brown in die New Yorker Bowery. Dort, in der visuellen Kultur, die von Groschenmuseen, Minstrel-Shows und dem Kodak-Wahn geprägt wurde, zeigt er Crane, wie er die Typologie der Rasse dramatisch verschleiert.
Auf diesem Weg zeigt Brown, wie die Einstellung zum Spiel das Bild des Krieges, die Vorstellung von Kindheit und Nationalität und das Konzept der Kultur selbst verändert hat. Und durch die Entwicklung eines neuen Begriffsapparats (mit Begriffen wie "Freizeit", "abstrakte Muße" und "Vergnügungs-/Wissenssystem") legt er den Grundstein für eine neue Politik des Vergnügens. The Material Unconscious ist eine entscheidende Theorie darüber, wie die Kulturwissenschaft vorgehen kann und sollte. Sie besteht darauf, dass wir gerade in der Konjunktion von kanonischer Literatur und Massenkultur am besten verstehen können, wie wuchernde und konkurrierende Ökonomien des Spiels die sogenannte "Logik" und "Arbeit" der Kultur stören.