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Speaking with the Dead in Early America
Im spätmittelalterlichen Katholizismus wandten die Trauernden eine Reihe von Praktiken an, um die Verbindung zu den Verstorbenen aufrechtzuerhalten - am wichtigsten war der Glaube an das Fegefeuer, einen Zwischenort zwischen Himmel und Hölle, an dem den Seelen durch die Taten der Lebenden geholfen werden konnte. Zu Beginn des 16.
Jahrhunderts schaffte die Reformation das Fegefeuer ab, da ihre Führer nicht wollten, dass die Aufmerksamkeit für die Toten die Hingabe der Menschen an Gott schmälerte. Doch während die Reformation die Kommunikation zwischen den Lebenden und den Toten beenden sollte, stellte sich heraus, dass das Ergebnis in Wirklichkeit komplizierter war, als die Historiker erkannt haben. In den drei Jahrhunderten nach der Reformation stellten sich die Protestanten fortgesetzte Beziehungen zu den Toten vor, und der Wunsch nach diesen Beziehungen wurde zu einem wichtigen - und inzwischen vernachlässigten - Aspekt des protestantischen Glaubens und der protestantischen Praxis.
In Speaking with the Dead in Early America unternimmt der Historiker Erik R. Seeman eine 300-jährige Geschichte der protestantischen Kommunikation mit den Toten.
Seeman zeichnet die Geschichte der Beziehungen der Protestanten zu den Verstorbenen vom elisabethanischen England über das puritanische Neuengland und die amerikanische Aufklärung bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nach, als das Interesse am Spiritualismus explosionsartig zunahm. Er führt ein breites Spektrum von Quellen zusammen, um den Glauben und die Praktiken sowohl der einfachen Leute, insbesondere der Frauen, als auch der religiösen Führer aufzudecken.
Diese erstaunliche Forschung zeigt, wie Predigten, Elegien und Epitaphien die Toten als sprechend oder mit ihnen sprechend darstellten, wie Geistergeschichten und gotische Fiktion eine durchlässige Grenze zwischen dieser Welt und dem Jenseits darstellten und wie Wohnzimmerlieder und Begräbnisgesänge die Sänger ermutigten, sich die Kommunikation mit den Toten vorzustellen. Speaking with the Dead in Early America interpretiert den Protestantismus als eine Religion neu, in der die Toten eine zentrale Rolle spielten.