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Legacies of Paul de Man
Mehr als zwanzig Jahre nach seinem Tod ist Paul de Man in der amerikanischen akademischen Welt noch immer eindringlich präsent. Sein Name ist nicht nur mit der Dekonstruktion verbunden, sondern auch mit einer Dekonstruktion in Amerika, die die wissenschaftliche und pädagogische Institution, in der er lebt, weiterhin stört. Die Akademie scheint dazu getrieben, die de Man'sche Dekonstruktion immer wieder als tot zu bezeichnen. Solche wiederholten Exorzismusakte bezeugen, dass de Mans Geist in der Tat nie zur Ruhe gelegt wurde, und das aus gutem Grund: Ein nüchterner Überblick über die jüngsten Trends in der kritischen Theorie und Praxis zeigt, dass de Mans Einfluss beträchtlich und anhaltend ist. Sein Name birgt noch immer eine Aura der Aufregung, ja sogar der Gefahr: Er steht für den Druck eines Textes und einer Theorie, die sich einer einfachen Assimilierung oder Eingrenzung widersetzt.
Die Aufsätze in diesem Band analysieren und bewerten Aspekte von de Mans eigenartigem, kraftvollem Vermächtnis. Die einleitenden Beiträge konzentrieren sich auf sein großes Thema der Lektüre; die folgenden Kapitel erkunden seine komplexen Vorstellungen von Geschichte, Materialität und ästhetischer Ideologie und untersuchen seine institutionelle Rolle als Lehrer und, allgemeiner, als charismatische Figur, die mit den Geschicken der Theorie verbunden ist.
Da der Begriff des Vermächtnisses unmittelbar Fragen nach der institutionellen Weitergabe des Denkens aufwirft, schließt die Sammlung mit zwei Anhängen, die Wissenschaftlern, die sich für de Man als institutionelle Präsenz und Pädagoge interessieren, dokumentarische Hilfen bieten. Der erste Anhang listet die von de Man in Yale unterrichteten Kurse auf; der zweite stellt ein bisher unveröffentlichtes Dokument zur Verfügung, das mit ziemlicher Sicherheit von de Man verfasst wurde: ein Kursvorschlag für den Grundkurs Literatur Z, den de Man und Geoffrey Hartman im Frühjahr 1977 in Yale zu unterrichten begannen.