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Democracy After Virtue: Toward Pragmatic Confucian Democracy
Ist der Konfuzianismus mit der Demokratie vereinbar? Die anhaltenden Debatten unter Politiktheoretikern drehen sich um die Frage, ob das übergeordnete Ziel des Konfuzianismus - das moralische und materielle Wohlergehen des Volkes - in der modernen Politik ohne breite demokratische Beteiligung und ohne das System "eine Person, eine Stimme" erreicht werden kann. Die eine Seite der Debatte - die von den "traditionellen" konfuzianischen Meritokraten vertreten wird - argumentiert, dass nur bestimmte Menschen mit dem moralischen Charakter ausgestattet sind, der für die Führung und die Sicherstellung eines breiten öffentlichen Wohls erforderlich ist.
Sie betonen die moralische Tugend gegenüber der staatsbürgerlichen Tugend und die Familie gegenüber dem Staat als Inbegriff der öffentlichen Institution. Außerdem sind sie der Meinung, dass ein Herrschaftssystem, das von verdienstvollen Eliten geleitet wird, die komplexen modernen öffentlichen Angelegenheiten besser bewältigen kann als die repräsentative Demokratie. Die andere Seite - die konfuzianischen Demokraten - argumentiert, dass die Art von moralischem Wachstum, die der Konfuzianismus hervorhebt, nicht vollständig erreicht werden kann, wenn nicht alle Bürger gleichberechtigt an der öffentlichen Sphäre teilnehmen.
Trotz bemerkenswerter Unterschiede in der politischen Ausrichtung erkennen Wissenschaftler beider Positionen an, dass die Demokratie für die Verwirklichung konfuzianischer moralischer Ziele in der modernen Gesellschaft weitgehend von instrumentellem Wert ist. Es scheint, dass Konfuzianer beider Richtungen die Demokratie weitgehend als politisches System abgetan haben, das widerstreitende Werte und politische Ansichten vermitteln kann - oder sogar, dass die konfuzianische Demokratie ein von Pluralismus geprägtes System ist.
In diesem Buch entwirft Sungmoon Kim eine normative Theorie der konfuzianischen Demokratie - die pragmatische konfuzianische Demokratie -, um Fragen des Rechts auf politische Teilhabe, der instrumentellen und intrinsischen Werte der Demokratie, des demokratischen Verfahrens und des demokratischen Inhalts, der Strafe und des Strafrechts, der sozialen und wirtschaftlichen Gerechtigkeit und der humanitären Intervention zu behandeln. Damit ist dieses Projekt nicht nur für das viel diskutierte Thema der konfuzianischen Demokratie als kulturelle Alternative zur liberalen Demokratie westlicher Prägung in Ostasien relevant, sondern es untersucht auch die philosophischen Implikationen der Idee und der Institution der konfuzianischen Demokratie für die normative Demokratietheorie, die Strafjustiz, die Verteilungsgerechtigkeit und den gerechten Krieg.
Letztlich zeigt uns Kim, dass es nicht so sehr um die Frage der Vereinbarkeit von Konfuzianismus und Demokratie geht, sondern darum, wie die beiden Systeme voneinander profitieren können.