Bewertung:

Das Buch von Gary Wilder, „Der französische imperiale Nationalstaat: Negritude & Colonial Humanism between Two World Wars“ stellt eine nuancierte und komplexe Untersuchung des französischen Kolonialreichs dar, die bestehende historische Narrative in Frage stellt. Das Buch untersucht die Widersprüche innerhalb des französischen Republikanismus und Kolonialismus, die Entstehung der Negritude unter den kolonisierten Intellektuellen und kritisiert den paternalistischen Charakter der Kolonialverwaltung.
Vorteile:⬤ Bietet eine neue und komplexe Perspektive auf das koloniale Frankreich und seine imperiale Identität.
⬤ Beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum soziopolitischer Theorien.
⬤ Untersucht die Wechselbeziehung zwischen Republikanismus und Kolonialismus in Frankreichs politischem Rahmen.
⬤ Hebt die kulturellen und politischen Beiträge der kolonialen Intellektuellen durch die Negritude-Bewegung hervor.
⬤ Leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der französischen Zivilgesellschaft und der kolonialen Rationalität.
⬤ Die Analyse könnte für einige Leser zu komplex sein.
⬤ Im Vergleich zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten fehlt eine gründliche Untersuchung des französischen „Weißseins“.
⬤ Der ehrgeizige Umfang des Buches kann dazu führen, dass einige Argumente unterentwickelt oder ungelöst bleiben.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
The French Imperial Nation-State: Negritude and Colonial Humanism Between the Two World Wars
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte Frankreich eine Krisenzeit, in der die Beziehung zwischen der Nation und ihren Kolonien zum Gegenstand öffentlicher Debatten wurde. Der französische imperiale Nationalstaat konzentriert sich auf zwei sich überschneidende Bewegungen, die die imperiale Politik neu definierten: den kolonialen Humanismus, der von Verwaltungsreformern in Westafrika angeführt wurde, und das Pariser Negritude-Projekt, das afrikanische und karibische Eliten umfasste.
Gary Wilder entwickelt eine differenzierte Darstellung des widersprüchlichen Charakters der kolonialen Regierung und untersucht den kulturellen Nationalismus der Negritude als eine vielschichtige Bewegung, die in einer alternativen schwarzen Öffentlichkeit wurzelt. Er argumentiert, dass das Frankreich der Zwischenkriegszeit als ein imperialer Nationalstaat verstanden werden muss - ein integriertes soziopolitisches System, das eine parlamentarische Republik mit einem administrativen Imperium verband.
Der französische imperiale Nationalstaat ist eine interdisziplinäre Studie über die koloniale Moderne, die französische Geschichte, Kolonialstudien und Sozialtheorie miteinander verbindet. Sie zwingt den Leser, konventionelle Annahmen über die Unterscheidung zwischen Republikanismus und Rassismus, metropolitanen und kolonialen Gesellschaften sowie nationalen und transnationalen Prozessen zu revidieren.