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The Mind of the Holocaust Perpetrator in Fiction and Nonfiction
The Mind of the Holocaust Perpetrator in Fiction and Nonfiction untersucht Texte, die das innere Erleben von Holocaust-Tätern darstellen und sie so von Archetypen des Bösen in komplexe psychologische und moralische Subjekte verwandeln. Erin McGlothlin analysiert diese beunruhigenden Darstellungen, die eine gewisse Spannung in Bezug auf die Ethik der Darstellung und der Identifikation aufweisen, mit Hilfe der einschlägigen methodologischen Instrumente der Erzähltheorie. Solche Werke, so McGlothlin, bemühen sich, die Denkweise ihrer gewalttätigen Subjekte transparent zu machen, doch gleichzeitig schaffen sie es immer auch, deren beunruhigenden Charakter teilweise zu verschleiern.
The Mind of the Holocaust Perpetrator in Fiction and Nonfiction enthält zwei Teile. Der erste Teil konzentriert sich auf Porträts von realen Tätern in nicht-fiktionalen Interviews und Analysen aus den 1960er und 1970er Jahren. Diese Werke bieten eine nuancierte Perspektive auf die Mentalität der Menschen, die den Holocaust umsetzten, und zwar durch die intervenierende Rolle des Interviewers oder Dolmetschers in den Selbstoffenbarungsleistungen der Täter. Im zweiten Teil untersucht McGlothlin neuere fiktionale Texte, die sich die Perspektive ihrer erfundenen Täter-Erzähler vorstellen. Solche Werke ziehen den Leser direkt in die Erfahrung des Täters hinein und erschweren ihm gleichzeitig den Zugang zum Bewusstsein des Täters, indem sie seine affektive Verbindung verzögern. Indem McGlothlin zeigt, dass neuere Belletristik, in der Täter als Erzähler auftreten, Strategien verwendet, die von früheren nicht-fiktionalen Darstellungen abgeleitet sind, stellt sie nicht nur eine historische Verbindung zwischen diesen beiden Textgruppen her, bei der die nicht-fiktionale Auseinandersetzung mit realen Tätern allmählich einer fiktionalen Erforschung weicht, sondern auch eine strukturelle und ästhetische.
Das Buch steht für neue Formen der Auseinandersetzung mit ethisch brisanten Fragen, die durch unsere zunehmende Bereitschaft, die Ereignisse des Holocaust aus der Perspektive der Täter zu betrachten, aufgeworfen werden. Studenten, Wissenschaftler und Leser von Holocaust-Studien und Literaturkritik werden diesen näheren Blick auf ein historisch tabuisiertes Thema zu schätzen wissen.