
The Construction of Testimony: Claude Lanzmann's Shoah and Its Outtakes
In The Construction of Testimony: Claude Lanzmann'sShoah and Its Outtakes versammeln die Herausgeber Erin McGlothlin, Brad Prager und Markus Zisselsberger Beiträge darüber, wie Shoah (1985) das Wesen und die Verwendung von gefilmten Zeugenaussagen grundlegend veränderte und den Grundstein dafür legte, wie Historiker und Dokumentarfilmer die Geschichte des Holocaust betrachten und verstehen. Kritiker haben den innovativen Stil von Shoah und seinen Platz in der Geschichte des Dokumentarfilms und im kulturellen Gedächtnis schon lange zur Kenntnis genommen, aber nur wenige Wissenschaftler haben sich mit den umfangreichen Outtakes und den Unmengen an Dokumentationen befasst, die im United States Holocaust Memorial Museum und in Yad Vashem archiviert sind, oder mit der Veröffentlichung von fünf Dokumentarfilmen in Spielfilmlänge, die auf dem Material dieser Outtakes basieren.
Der Band The Construction of Testimony, der dreizehn Essays von einigen der renommiertesten Wissenschaftler der Holocaust-Filmwissenschaft enthält, untersucht Lanzmanns Werk, seinen Film und die Wirkung von Shoah anhand dieser Fundgrube - über 220 Stunden bisher unverfügbaren und unerforschten Filmmaterials - neu. Als Antwort auf den Bedarf an einer nachhaltigen Untersuchung von Lanzmanns Einfluss auf historische und filmische Ansätze zur Zeugenschaft leitet dieser Band eine neue Ära der Wissenschaft ein, die eine kritische Position gegenüber der Inszenierung, der Stilisierung und den redaktionellen Kunstgriffen des Filmemachers einnimmt. Die Autoren des Bandes befassen sich mit einer Reihe von Dimensionen, die für Lanzmanns Filmografie und die Outtakes von zentraler Bedeutung sind, darunter die Geschlechterdynamik in seinem Werk, seine Darstellung von NS-Tätern und komplexe Fragen der Sprache und Übersetzung.
Angesichts der Tatsache, dass Lanzmann eine radikal neue Form der Zeugenschaft und des Gedenkens erfand, legte Shoah den Rahmen für die Art und Weise fest, in der nachfolgende Filmemacher den Holocaust filmisch dargestellt haben; gleichzeitig verkomplizieren die Outtakes diesen Rahmen, indem sie neue Details über die komplexen redaktionellen Entscheidungen des Filmemachers enthüllen. Wissenschaftler und Studenten der Filmwissenschaft und der Holocaust-Studien werden diese genaue Analyse zu schätzen wissen.