
The Place of Thought: The Complexity of One in Late Medieval French Didactic Poetry
Von Jean de Meun im späten dreizehnten Jahrhundert bis zu Christine de Pizan im frühen fünfzehnten zielten die französischen Dichter des Mittelalters oft darauf ab, theologische, philosophische oder moralische Ideen zu vermitteln. Um ihre Gedanken zu vereinheitlichen und ihre Umrisse für die Leser sichtbar zu machen, schufen die Dichter lebendige Bilder von Orten, wie Gärten, Wege, idyllische Landschaften, Städte, Bäume und Brunnen.
Für Sarah Kay sind diese räumlichen Bilder eine Stütze des Monologismus, die dazu beitragen, die Einheit von Bedeutung und Interpretation zu vermitteln (oder zu erzwingen), indem sie die Leser auffordern, in ihrem Denken den gleichen Platz einzunehmen wie die Autoren. Wegen dieses Monologismus, so Kay, ist die didaktische Poesie von einer kritischen Tradition, die Differenz, Pluralität und Dialogismus bevorzugt, schlecht bedient worden. In The Place of Thought versucht sie eine radikale Neubewertung dieser Literatur und eine Neubewertung des Vergnügens, das man aus ihrer Lektüre ziehen kann.
Kay argumentiert, dass eine Bedeutung nicht per se einfacher oder weniger interessant ist als viele Bedeutungen. Anhand konkreter Werke zeigt sie, dass die Einseitigkeit des Gedankens in französischen Lehrgedichten ein aufregend komplexer und herausfordernder Begriff sein kann, der die Bilder, in die er eingebettet ist, bis zu dem Punkt strapaziert, an dem sie schwer zu visualisieren sind.
Darin liegt der gleichzeitige intellektuelle und ästhetische Reiz der Gedichte. Im Mittelpunkt stehen der Roman de la Rose von Jean de Meun, das Breviari d'amor von Matfre Ermengaud, das Ovide moralis, Plerinage de vie humaine von Guillaume de Deguileville, Le Jugement dou roy de Navarre von Guillaume de Machaut, Le Joli buisson de Jonece von Jean Froissart und Le Livre du Chemin de long estude von Christine de Pizan, zeichnet Kay den Hintergrund der Werke im scholastischen Denken nach und beleuchtet sie gegebenenfalls mit modernen Überlegungen zu denselben Ideen.