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Medieval Song from Aristotle to Opera
Mit dem Schwerpunkt auf den Liedern der Troubadoure und Trouvres aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert vertritt Sarah Kay die Ansicht, dass das Lied nicht am besten als Wort plus Musik analysiert werden kann, sondern vielmehr als eine besondere Art und Weise, Worte zum Klingen zu bringen. Anstatt sie in ihrer unmittelbaren Periode zu verorten, sucht Sarah Kay auf fruchtbare Weise nach Querverbindungen zwischen mittelalterlichen französischen und okzitanischen Liedern und sowohl früherer Poesie als auch viel späterer Oper. Indem sie über die liedhafte Qualität eines Liedes nachdenkt - zum Beispiel als der Klang des Lichts am Morgenhimmel, als das Atmen von Tieren, als sirenenhaft in seinen Gefahren -, stellt Kay sich die Vielfalt der Lieder aus dieser Zeit, zu denen auch eingefügte Texte in mittelalterlichen französischen Erzählungen und die Werke von Guillaume de Machaut gehören, als Werke vor, die ebenso sehr gewünscht und vorgestellt werden, wie sie tatsächlich gesungen und gehört werden.
Kay versteht den Gesang im Sinne des Atems, der Konstellationen, der tierischen Seele und des Lebens selbst. Ihre Methode lässt sich auch von Opern inspirieren, insbesondere von solchen, die den mittelalterlichen Gesang erfindungsreich nachbilden, und plädiert für eine Perspektive auf die Manuskripte, die den mittelalterlichen Gesang als Instanzen multimedialer, quasi-operatischer Aufführungen überliefern.
Medieval Song from Aristotle to Opera bietet eine begleitende Website (cornellpress. manifoldapp.org/projects/medieval-song), auf der 24 Audio- oder Videoaufnahmen der im Buch besprochenen Stücke zu finden sind, die von professionellen Musikern, die auf Alte Musik spezialisiert sind, realisiert wurden, zusammen mit Aufführungspartituren, Aufführungsreflexionen und Übersetzungen aller aufgenommenen Texte. Diese audiovisuellen Materialien stellen eine praktische Erweiterung der Forschungsziele des Buches dar - ein besseres Verständnis der gesungenen Dimension des mittelalterlichen Liedes.