
The Origin of Sin
Aurelius Prudentius Clemens (348 - ca. 406) ist einer der großen christlichen lateinischen Schriftsteller der Spätantike.
Er wurde im Nordosten Spaniens geboren, in einer Zeit, die sowohl für das Imperium als auch für die christliche Religion einschneidende Veränderungen mit sich brachte. Er war gut ausgebildet, gut vernetzt und ein erfolgreiches Mitglied der spätrömischen Elite, ein Mann, der sich voll und ganz auf die Politik und Kultur seiner Zeit einließ. Prudentius schrieb Gedichte, die stark von klassischen Schriftstellern beeinflusst waren, und belebte dabei die ethischen, historischen und politischen Funktionen der Poesie neu.
Dieser Aspekt seines Werks wurde im Mittelalter besonders von christlichen Schriftstellern geschätzt, die sich in ähnlicher Weise von der klassischen Tradition angezogen fühlten. Prudentius' Hamartigenia, bestehend aus einer 63-zeiligen Vorrede, gefolgt von 966 Zeilen daktylischer Hexameter, befasst sich mit dem Ursprung der Sünde im Universum und ihren Folgen und gipfelt in einer Vision des Jüngsten Gerichts: Die Verdammten werden zu Folter, Würmern und Flammen verurteilt, während die Geretteten in einen Himmel voller Freuden zurückkehren, von denen eine das Vergnügen ist, die Qualen der Verdammten zu beobachten.
Wie Martha A. Malamud in dem interpretierenden Essay zeigt, der ihre lapidare Übersetzung, die erste neue englische Übersetzung seit mehr als vierzig Jahren, begleitet, ist Hamartigenia entscheidend für das Verständnis spätantiker Vorstellungen von Sünde, Gerechtigkeit, Geschlecht, Gewalt und dem Leben nach dem Tod.
Die radikale Erforschung und das Experimentieren mit Sprache haben seitdem Generationen von Denkern und Dichtern inspiriert - allen voran John Milton, dessen Paradise Lost einen Großteil seines Sprachkonzepts und seiner auffallend visuellen Bildersprache dem Gedicht des Prudentius verdankt.