Bewertung:

Das Buch „The Invention of Religion in Japan“ ist ein gut recherchiertes wissenschaftliches Werk, das die Entstehung und Kategorisierung von Religion in Japan untersucht, insbesondere im Kontext der Wechselwirkungen mit westlichen Einflüssen. Es liefert eine fundierte Argumentation über das Wesen der Religion und ist für Wissenschaftler und Studenten, die sich für Religionswissenschaft und japanische Geschichte interessieren, sehr zu empfehlen. Es wird jedoch als akademisch und anspruchsvoll bezeichnet, weshalb es für Gelegenheitsleser weniger geeignet ist.
Vorteile:Gut recherchiert, führt in wichtige religionswissenschaftliche Themen ein, starke akademische Untermauerung, detaillierte historische Darstellung, unterhaltsame Schilderung der Interaktionen zwischen Japan und dem Westen, für einen akademischen Text zugänglich, ausgezeichneter Überblick über die Geschichte des staatlichen Shinto, für Wissenschaftler und Studenten sehr zu empfehlen.
Nachteile:Anspruchsvolle Lektüre, nicht für Gelegenheitsleser geeignet, eher akademischer Text als populäre Geschichte, für manche vielleicht zu dicht.
(basierend auf 9 Leserbewertungen)
The Invention of Religion in Japan
Während seiner langen Geschichte hatte Japan kein Konzept für das, was wir "Religion" nennen. Es gab weder ein entsprechendes japanisches Wort, noch irgendetwas, das seiner Bedeutung nahe kam.
Doch als 1853 amerikanische Kriegsschiffe vor der Küste Japans auftauchten und die japanische Regierung zwangen, Verträge zu unterzeichnen, die unter anderem Religionsfreiheit forderten, musste sich das Land mit dieser westlichen Idee auseinandersetzen. In diesem Buch zeigt Jason Ananda Josephson, wie japanische Beamte die Religion in Japan erfanden, und zeichnet die darauf folgenden tiefgreifenden geistigen, rechtlichen und kulturellen Veränderungen nach. Josephsons Darstellung ist keine Geschichte von Unterdrückung oder Hegemonie, sondern zeigt, dass der Prozess der Artikulation von Religion dem japanischen Staat eine wertvolle Chance bot.
Die japanischen Beamten räumten nicht nur dem Christentum und bestimmten Formen des Buddhismus Raum ein, sondern schlossen auch den Shinto aus dieser Kategorie aus. Stattdessen verankerten sie ihn als nationale Ideologie, während sie die volkstümlichen Praktiken einheimischer Schamanen und weiblicher Medien in die Kategorie "Aberglaube" verbannten - und damit außerhalb der Sphäre der Toleranz.
Josephson argumentiert, dass die Erfindung der Religion in Japan eine politisch aufgeladene, grenzziehende Übung war, die nicht nur die ererbten Materialien des Buddhismus, Konfuzianismus und Shinto umfassend und nachhaltig neu klassifizierte, sondern auch unsere eigene Formulierung des Religionsbegriffs heute auf subtile, aber signifikante Weise umgestaltete. Dieses ehrgeizige und weitreichende Buch leistet einen wichtigen Beitrag zu den breiteren Debatten über das Wesen der Religion, des Säkularen, der Wissenschaft und des Aberglaubens.