Bewertung:

Das Buch erörtert die Entwicklung des Glaubens an Daimonen in der antiken griechischen und römischen Gesellschaft und kontrastiert populäre religiöse Ansichten mit elitären philosophischen Kritiken. Es untersucht die Rhetorik zwischen frühen christlichen Apologeten und heidnischen Philosophen und analysiert, wie soziale und politische Veränderungen die Vorstellungen von Aberglauben und göttlicher Macht beeinflussten.
Vorteile:Das Buch bietet eine faszinierende Erforschung der philosophischen Debatten zwischen frühen christlichen Apologeten und spätheidnischen Philosophen. Es bietet Einblicke in die Entwicklung des elitären Glaubens aufgrund politischer Bedingungen und kritisiert den willkürlichen Charakter philosophischer Argumente gegen die Volksreligion. Außerdem füllt es eine bedeutende Lücke in der Geistesgeschichte.
Nachteile:Der Autor hätte von einer Diskussion darüber profitieren können, wie die griechische Idee der „Tugendethik“ philosophische Überarbeitungen des traditionellen Glaubens an Daimonen beeinflusst hat. Einige Leser könnten den Inhalt als dicht und ohne empirische Belege für die Behauptungen sowohl der Philosophen als auch der frühen Christen empfinden.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Inventing Superstition: From the Hippocratics to the Christians
Der römische Autor Plinius der Jüngere charakterisiert das Christentum als "ansteckenden Aberglauben"; zwei Jahrhunderte später prangert der christliche Schriftsteller Eusebius die griechischen und römischen Religionen energisch als eitlen und ohnmächtigen "Aberglauben" an. Das Schimpfwort ist dasselbe, und doch meinen die beiden Autoren mit "Aberglaube" etwas ganz anderes.
Dale Martin liefert die erste detaillierte Genealogie der Idee des Aberglaubens, seine Geschichte über acht Jahrhunderte hinweg, vom klassischen Griechenland bis zum christianisierten Römischen Reich des vierten Jahrhunderts n. Chr. Mit erhellenden Verweisen auf die Schriften von Philosophen, Historikern und medizinischen Lehrern zeigt er, dass das Konzept des Aberglaubens von griechischen Intellektuellen erfunden wurde, um volkstümliche religiöse Praktiken und Überzeugungen zu verurteilen, insbesondere den Glauben, dass Götter oder andere übermenschliche Wesen Menschen schaden oder Krankheiten verursachen würden. Auf der Spur der sozialen, politischen und kulturellen Einflüsse, die das klassische Denken über Frömmigkeit und Aberglauben, Natur und das Göttliche prägten, zeigt Inventing Superstition die Manipulation des Begriffs Aberglaube in den Auseinandersetzungen zwischen griechischen und römischen Intellektuellen auf der einen und Christen auf der anderen Seite sowie die gezielte Abänderung der Idee durch neuplatonische Philosophen und christliche Apologeten in der Spätantike.
Inventing Superstition liefert eine überzeugende, kohärente Argumentation, die unser Verständnis von Religion in der griechischen und römischen Kultur und der weiteren antiken Mittelmeerwelt verändern wird.