Bewertung:

Marcel Mauss' „Die Gabe“ untersucht die komplexe Natur des Schenkens in verschiedenen Kulturen und vertritt die These, dass alle Geschenke eher gegenseitige Verpflichtungen mit sich bringen als selbstlos zu sein. Das Buch gilt weithin als ein grundlegender Text der Anthropologie, der tiefe Einblicke in soziale Beziehungen, Wirtschaft und kulturelle Praktiken gewährt. Es ist jedoch aufgrund seiner dichten akademischen Sprache und der umfangreichen Fußnoten schwer zu lesen.
Vorteile:Das Buch präsentiert bahnbrechende Ideen über die Geschenkökonomie und ihre Rolle bei der Herstellung sozialer Bindungen; es ist ein zentrales Werk für Studenten der Anthropologie und Soziologie. Viele Leser empfanden es als lebensverändernd, aufschlussreich und als Pflichtlektüre zum Verständnis des kulturellen Austauschs. Die Rezensenten schätzten den gut recherchierten und zum Nachdenken anregenden Inhalt, der die tieferen Implikationen des Schenkens über die reine Ökonomie hinaus verdeutlicht.
Nachteile:Die Leser wiesen darauf hin, dass das Buch schwierig und oft trocken zu lesen ist und aufgrund des akademischen Stils und der vielen Fußnoten erhebliche Anstrengungen erfordert, um es zu verstehen. Einige Kritiker wiesen darauf hin, dass die umfangreichen Zitate den Erzählfluss stören und das Buch zu einem frustrierenden Leseerlebnis machen. Außerdem wurde die Qualität des Papiers in einigen Ausgaben bemängelt, und die Komplexität des Buches wird von Gelegenheitslesern oder Personen, die nicht aus dem akademischen Umfeld kommen, möglicherweise nicht verstanden.
(basierend auf 22 Leserbewertungen)
The Gift: The Form and Reason for Exchange in Archaic Societies
Die Gabe ist ein kurzes Buch des französischen Soziologen Marcel Mauss, das die Grundlage für soziale Theorien über Gegenseitigkeit und Geschenkaustausch bildet.
Das ursprüngliche Werk von Mauss trug den Titel Essai sur le don. Forme et raison de l' change dans les soci t s archa ques ("Ein Essay über die Gabe: Form und Grund des Austauschs in archaischen Gesellschaften") und wurde ursprünglich 1925 in L'Ann e Sociologique veröffentlicht. Der Aufsatz wurde 1950 auf Französisch neu aufgelegt und 1954 von Ian Cunnison, 1990 von W. D. Halls und 2016 von Jane I. Guyer ins Englische übersetzt.
Mauss' Aufsatz konzentriert sich auf die Art und Weise, wie der Austausch von Gegenständen zwischen Gruppen Beziehungen zwischen Menschen aufbaut.
Er analysiert die wirtschaftlichen Praktiken verschiedener so genannter archaischer Gesellschaften und stellt fest, dass sie eine gemeinsame zentrale Praxis haben, die auf gegenseitigem Austausch beruht. In ihnen findet er Belege, die den Annahmen moderner westlicher Gesellschaften über die Geschichte und das Wesen des Tauschs widersprechen. Er zeigt, dass frühe Tauschsysteme auf der Verpflichtung beruhen, zu geben, zu empfangen und vor allem zu vergelten. Sie finden zwischen Gruppen statt, nicht nur zwischen Individuen, und sind ein entscheidender Teil von "totalen Phänomenen", die nicht nur Reichtum und Bündnisse schaffen, sondern auch soziale Solidarität, weil "das Geschenk" alle Aspekte der Gesellschaft durchdringt. Er wendet eine vergleichende Methode an und stützt sich dabei auf veröffentlichte Sekundärforschung zu Völkern aus der ganzen Welt, vor allem aber aus dem pazifischen Nordwesten (insbesondere Potlatch).
Nachdem er die Praktiken des gegenseitigen Schenkens untersucht hat, stellt er fest, dass sie trotz einiger Unterschiede gemeinsame Merkmale aufweisen. Aus den unterschiedlichen Belegen entwickelt er ein Argument für eine Grundlage der menschlichen Gesellschaft, die auf kollektiven (im Gegensatz zu individuellen) Austauschpraktiken beruht. Dabei widerlegt er die englische Tradition des liberalen Denkens, wie z. B. den Utilitarismus, als Verzerrung der menschlichen Tauschpraktiken. Er schließt mit der Spekulation, dass soziale Wohlfahrtsprogramme einige Aspekte der Moral der Gabe in modernen Marktwirtschaften wiederherstellen könnten. (wikipedia.org)