Bewertung:

Das Buch erhielt positives Feedback für seine Qualität und Tiefe, obwohl einige Leser anmerkten, dass es sich erst in den letzten Kapiteln auf das Hauptthema konzentriert und von klareren Kapitelüberschriften profitieren könnte.
Vorteile:Gut geschriebener Inhalt, interessante Einblicke, schöne Ausgabe.
Nachteile:Verspätete Konzentration auf das Hauptthema 403 v. Chr., irreführende Kapitelüberschriften.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
The Divided City: On Memory and Forgetting in Ancient Athens
Eine Erforschung der Rolle von Konflikt und Vergessen im antiken Athen. Athen, 403 v.
Chr. Die blutige oligarchische Diktatur der Dreißig ist vorbei, und die Demokraten sind siegreich in die Stadt zurückgekehrt. In einem Akt willentlicher Amnesie verzichten die Bürger auf Rache und fordern - wenn nicht gar erfinden - Amnestie.
Sie verpflichten sich, das Unvergessliche, die "vergangenen Unglücke" des Bürgerkriegs oder des Stillstands zu vergessen. Genauer gesagt, sind sie sich einig, zu leugnen, dass die Stasis - gleichzeitig Parteinahme, Fraktionierung und Aufruhr - das Herzstück ihrer Politik ist. Nicole Loraux setzt die in ihrer bahnbrechenden Studie Die Erfindung Athens begonnene Kritik an der athenischen Ideologie fort und argumentiert, dass dieser entscheidende Moment der politischen Geschichte Athens als konstitutiv für die Politik und das politische Leben und nicht als dessen Bedrohung interpretiert werden muss.
Die Stadt ist von innen heraus gespalten und wird durch das geformt, was sie ablehnt. Der Konflikt, das Unheil des Bürgerkriegs, ist die andere, dunkle Seite der schönen, einheitlichen Stadt Athen. In einer brillanten Analyse des griechischen Wortes für Abstimmung, diaphora, unterstreicht Loraux die konfliktreiche und dynamische Bewegung des demokratischen Lebens.
Die Abstimmung erscheint als Prozess der Aufteilung, der Meinungsverschiedenheit - kurz gesagt, als Einverständnis, zu teilen und zu wählen. Loraux rekonzeptualisiert nicht nur die Definition der antiken griechischen Demokratie, sondern ermöglicht es dem zeitgenössischen Leser auch, die Funktionsweise der modernen Demokratie in ihren kritischen Momenten des inneren Stillstands neu zu überdenken.