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The London Bombings
Am 7. Juli 2005, am Ende des morgendlichen Berufsverkehrs, wurde die Londoner U-Bahn durch drei nahezu gleichzeitige Explosionen erschüttert.
Innerhalb einer Stunde wurde das gesamte U-Bahn-Netz evakuiert, und eine vierte Explosion in einem Bus unterstrich, dass es sich um eine terroristische Aktion handelte. Die Bombenanschläge erschütterten die Annahmen der britischen Terrorismusbekämpfung über die globale neojihadistische Bedrohung für Großbritannien. Die Behörden fragten sich, ob es sich bei Al Qaida um einen losen Zusammenschluss ohne klare Führung oder um eine stark strukturierte Gruppe mit internationaler Reichweite handelte, die eine eindeutige Bedrohung für das Vereinigte Königreich darstellte.
Diese beiden Sichtweisen sind nicht nur akademische Streitigkeiten, sondern werfen wichtige Fragen mit realen Konsequenzen für die Strategie der Terrorismusbekämpfung auf. Welche unterschiedlichen Maßnahmen sind erforderlich, um diese gegensätzlichen Formen des Terrorismus zu bekämpfen? Was können wir aus der Art und Weise lernen, wie die Londoner Terroranschläge geplant und ausgeführt wurden - und aus der Reaktion Großbritanniens?
In The London Bombings versucht der Terrorismusbekämpfungsexperte Marc Sageman, diese Fragen anhand einer neuen detaillierten Darstellung und Analyse der U-Bahn-Bombenanschläge sowie dreier weiterer Anschläge in Großbritannien zwischen 2004 und 2006 zu beantworten. Sageman stützt sich auf bisher nicht zugängliche Prozessabschriften und Strafverfolgungsunterlagen, Selbstdokumentationen der Terroristen und seine eigenen Erfahrungen mit der Terrorismusbekämpfung bei der Regierung. Er vertritt die Ansicht, dass "Top-down"- und "Bottom-up"-Konzepte von Terrororganisationen nicht unvereinbar sein müssen und dass der Westen teilweise aufgrund dieses binären Denkens dazu neigt, auf die Schwere der Bedrohung übermäßig zu reagieren.
Er betont die fließende, chaotische Art und Weise, in der sich terroristische Ereignisse entfalten: spontan und allmählich mit willkürlicher Planung - denn die Täter sind oft weltgewandt, gebildet und nicht besonders religiös, bevor sie sich auf neojihadistische Aktivitäten einlassen. Die Londoner Bombenanschläge sind eine wichtige und überzeugende Darstellung von Ereignissen, die der Öffentlichkeit noch nicht angemessen präsentiert wurden und die für die Grundlage einer wirksamen Strategie zur Terrorismusbekämpfung entscheidend sind.